Alveofact 45 mg/ml, Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Suspension, 108 mg
Laktose: Nein
Alveofact wird angewendet bei Frühgebo- renen.
Vorbeugende Anwendung bei Frühgebore- nen mit hohem Risiko für die Entwicklung eines Atemnotsyndroms (Respiratory Dis- tress Syndrome, RDS).
Dosierung für Frühgeborene
Empfohlen wird eine Einzeldosis von 1,2 ml Alveofact pro kg Körpergewicht (entspre- chend 54 mg Gesamtphospholipide pro kg Körpergewicht) und die Anwendung sollte innerhalb der ersten Stunde nach der Ge- burt erfolgen.
Abhängig vom Beatmungsbedarf und von der Anfangsdosis sollte folgendes Dosie- rungsschema angewendet werden:
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Anfangsdosis 54 mg: bis zu 3 Folgean- wendungen mit 54 mg,
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Anfangsdosis 108 mg: bis zu 1 Folgean- wendung mit 108 mg, oder bis zu 2 Fol- geanwendungen mit 54 mg.
Die Gesamtdosis sollte 216 mg Gesamt- phospholipide pro kg Körpergewicht wäh- rend der ersten 5 Lebenstage nicht über- schreiten.
Art der Anwendung
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Die Behandlung mit Alveofact wird aus- schließlich als intratracheopulmonale Instillation durchgeführt.
Anweisung zur Rekonstitution des Pul- vers:
Es stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl:
Möglichkeit 1 – mit Vial-Adapter Möglichkeit 2 – mit Kanüle
Möglichkeit 1 – mit Vial-Adapter
Anmerkung: Spritze und Vial-Adapter blei- ben während der gesamten Rekonstituti- onsprozedur mit der Durchstechflasche verbunden und werden auch zur Entnahme der fertigen Suspension verwendet.
Packung des Vial-Adapters oben öffnen. Spritzenkonus auf den Vial-Adapter stecken.
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Vial-Adapter mit der Spitze kräftig auf den Gummistopfen der Durchstechflasche drücken, bis er einrastet.
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Zugeben des Lösungsmittels in die Durch- stechflasche.
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Danach sofort 5 Sekunden schwenken und leicht schütteln.
4Die Suspension über Kopf in die Spritze aufziehen und wieder in die Durchstechfla- sche zurückspritzen.
Diesen Vorgang insgesamt 5 × wieder- holen.
55 x
Ca. 1 Minute warten.
Danach ist eine Trennung von Schaum und Suspension erfolgt.
Empfehlung hierzu:
Standhilfe in der Packung nutzen!
6Suspension über Kopf in die Spritze aufzie- hen und Spritze zur Applikation entnehmen. Ein Rest Schaum bleibt dabei in der Durch- stechflasche zurück.
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Möglichkeit 2 – mit Kanüle
Anmerkung: Die Spritze mit Kanüle verbleibt während der gesamten Rekonstitutionspro- zedur in der Durchstechflasche und wird auch zur Entnahme der fertigen Suspension verwendet.
Packung der Kanüle oben öffnen. Spritzen- konus auf die Kanüle stecken.
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Kanüle durch den Gummistopfen in die Durchstechflasche einstechen.
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Zuspritzen des Lösungsmittels in die Durch- stechflasche.
3
Danach sofort 5 Sekunden schütteln.
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Die Suspension wird in schräger Position in die Spritze aufgezogen und wieder in die Durchstechflasche zurückgespritzt.
Diesen Vorgang insgesamt 5 × wieder- holen.
Danach Kanüle aus der Suspension (jedoch nicht aus der Durchstechflasche) heraus- ziehen, um ein Aufsteigen der Suspension in die Spritze zu vermeiden.
55 x
Ca. 1 Minute warten. Danach ist eine Tren- nung von Schaum und Suspension erfolgt.
Empfehlung hierzu:
Standhilfe in der Packung nutzen!
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Suspension kann durch langsames Aufzie- hen entnommen werden.
Ein Rest Schaum bleibt dabei in der Durch- stechflasche zurück.
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Die erste Applikation von Alveofact soll als Bolus innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt erfolgen.
Ein entsprechend vorbereiteter Katheter (z. B. ein Umbilikalkatheter oder eine Ma- gensonde) wird durch den liegenden Tra- chealtubus eingeführt und die Öffnung des Katheters auf Höhe der Tubusspitze plat- ziert. Mit einer Injektionsspritze wird die Einzeldosis von 1,2 ml Alveofact pro kg Körpergewicht (entsprechend 54 mg Ge- samtphospholipide pro kg Körpergewicht) als Bolus über diesen Katheter intratracheal verabreicht. Die Vollständigkeit der Instilla-
tion wird durch Nachspritzen von Luft un- terstützt. Nach Entfernen des Katheters wird der Patient wieder an das Beatmungs- system angeschlossen.
Um die gleichmäßige Ausbreitung von Al- veofact zu fördern, ist es möglich, den Pa- tienten nacheinander für jeweils wenige Sekunden sanft in die linke und rechte Sei- tenlage zu drehen.
Besondere Hinweise für die Anwen- dung:
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Vor der Anwendung von Alveofact ist die korrekte Position des Applikations- katheters im Trachealtubus zu überprü- fen.
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Innerhalb der ersten Stunden nach Ap- plikation von Alveofact können sich die pCO2-Werte rasch ändern. Es ist daher bevorzugt durch kontinuierliche trans- kutane pCO2- und pO2-Messung oder durch wiederholte Kapillarblutgasanaly- se darauf zu achten, dass ausgeprägte Veränderungen des CO2-Partialdruckes durch die Anpassung der Beatmungspa- rameter (inspiratorischer Spitzendruck, Beatmungsfrequenz) vermieden werden.
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Ebenso ist darauf zu achten, dass durch Anpassung der inspiratorischen Sauer- stoffkonzentration der arterielle pO2 die angestrebten Grenzwerte nicht über- steigt, um das Risiko für die Entstehung einer Frühgeborenen-Retinopathie nicht zu erhöhen.
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Bei maschineller Beatmung mit höheren Frequenzen (Beatmungsfrequenz höher als 60 pro Minute, Exspirationszeit kür- zer als 0,6 Sekunden) muss unbedingt sichergestellt werden, dass die Exspirati- onsdauer nach der Alveofact-Applikation ausreichend lang ist.
Falls die Beatmung nach der Behand- lung mit Alveofact nicht in diesem Sinne adaptiert wird, droht durch einen „inad- vertant oder auto-PEEP“ eine langsam zunehmende Überblähung der Lunge: Bei unvollständiger passiver Exspiration bleibt der intrapulmonale end-exspirato- rische Druck höher, als es der Einstellung am Respirator entspricht. Dadurch kann sich eine pathologisch hohe funktionelle Residualkapazität ausbilden. Die zur Ven- tilation nötigen inspiratorischen Spitzen- drucke müssen dann inadäquat erhöht werden, wodurch das Risiko einer baro- traumatischen Schädigung der Lunge zu- nimmt.
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Bis zur völligen Verteilung von Alveofact in der Lunge sind in den ersten Minuten nach Applikation inspiratorisch grobbla- sige Rasselgeräusche über dem Thorax auskultierbar. Diese sind keine Indikation zum trachealen Absaugen, welches an- sonsten jederzeit erfolgen darf.
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Überschreitet der Sauerstoffbedarf bei Normoventilation einen Wert von 40 %, können im Abstand von 12 bis 24 Stun- den Folgeanwendungen von Alveofact durchgeführt werden, bis zu einer Ge- samtdosis von 216 mg Gesamtphos- pholipide pro kg Körpergewicht. Bei un- genügendem Ansprechen auf die Erst- anwendung wird eine rasche Zweitan- wendung (30 bis 60 Minuten nach Erst- anwendung) empfohlen; das sind, in Ab-
hängigkeit von der Startdosis 1,2 ml bzw. 2,4 ml Alveofact (54 mg bzw. 108 mg Gesamtphospholipide pro kg Körperge- wicht).
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Vor jeder Applikation ist ein gründliches tracheales Absaugen nötig, um schleim- bedingte Ausbreitungsstörungen und Schaumbildung von Alveofact zu verhin- dern.
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Bei akuter Verschlechterung der Oxyge- nierung (Anstieg des pCO2 und Abfall des pO2) wird empfohlen, die korrekte Lage und Durchgängigkeit des Beat- mungstubus zu überprüfen.
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Vor der Applikation von Alveofact sollte eine metabolische oder respiratorische Azidose korrigiert werden, da nach vor- klinischen Befunden die Wirksamkeit des Präparates dadurch beeinträchtigt wird.
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Bei Verwendung eines Doppellumentu- bus oder eines sogenannten „side port connectors“ zur Anwendung von Alveo- fact ohne Unterbrechung der Beatmung, müssen die Beatmungsparameter be- sonders sorgfältig angepasst werden.
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Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Bisher sind keine substanzspezifischen Gegenanzeigen bekannt.
Hinweis:
Nutzen und Risiko der Alveofact-Behand- lung bei angeborenen Infektionen Frühge- borener sind derzeit noch nicht ausreichend geklärt. Bei konnataler Pneumonie kann die Wirksamkeit von Surfactant vermindert sein. Bei gleichzeitiger Lungenhypoplasie (länger bestehende Oligohydramnie durch Blasen- sprung oder angeborene Nierenfunktions- störung) ist auch eine Verschlechterung der Lungenfunktion möglich.
Vorklinische Studien zeigen, dass Zellen der granulozytären Abwehr (Makrophagen, Leukozyten) Fettemulsionen phagozytieren. Eine Beeinträchtigung dieses Systems durch Alveofact bei Pneumonien und/oder Sepsis ist möglich.
Alveofact darf nur angewendet werden, wenn adäquate Einrichtungen zur Beatmung und Überwachung von Frühgeborenen mit RDS zur Verfügung stehen.
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In Einzelfällen ist eine Verlegung des Tra- chealtubus durch visköses Material be- schrieben worden. Die Herkunft und Zu- sammensetzung dieses Materials ist nicht bekannt. Obwohl kein sicherer Kausalzu- sammenhang zwischen der Anwendung von Alveofact und diesem lebensbedroh- lichen Ereignis belegt ist, ist es wichtig, die angegebenen Anwendungs- und Aufbe- wahrungshinweise zu beachten (siehe un- ter 4.2 „Besondere Hinweise für die An- wendung“ und 6.4 „Besondere Vorsichts- maßnahmen für die Aufbewahrung“). Bei Verdacht auf Verlegung des Beatmungstu- bus wird empfohlen, den Beatmungstubus abzusaugen bzw. ihn zu wechseln.
Alveofact enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Lösungsmit- telfertigspritze (Einzeldosis).
Bisher sind keine substanzspezifischen Wechselwirkungen bekannt.
Negative Auswirkungen einer Behandlung mit Alveofact nach erfolgter pränataler Atemnotsyndrom-Prophylaxe durch Verab- reichung von Ambroxol Infusionslösungs- konzentrat oder Glukokortikoiden an die Mutter nicht beobachtet worden.
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwir- kungen werden folgende Kategorien zu- grunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/ 10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100) Selten (≥ 1/ 10.000 bis < 1/1.000) Sehr selten (< 1/ 10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage
der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Bisher sind keine substanzspezifischen Nebenwirkungen bekannt.
Unmittelbar nach Applikation von Alveofact kann es durch die Flüssigkeitsmenge zu einer kurzfristigen trachealen bzw. bronchi- alen Obstruktion kommen, die durch eine Erhöhung des Inspirationsdruckes für 30 bis 60 Sekunden behoben werden kann.
Hinweis:
In Einzelfällen ist eine Verlegung des Tra- chealtubus durch visköses Material be- schrieben worden. Ein Kausalzusammen- hang mit der Anwendung von Alveofact ist nicht belegt.
Hirn- und Lungenblutungen sind beschrie- ben worden. Ihre Häufigkeit entspricht an- nähernd den Angaben in der Literatur für diese Patientengruppe.
Eine bestehende Sensibilisierung (Überemp- findlichkeit) gegen Protein aus Rinderlun- gen ist bei Frühgeborenen unwahrschein- lich, könnte jedoch prinzipiell zu anaphy- laktoiden Reaktionen führen, die die übliche Notfalltherapie erfordern.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkun- gen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwir- kungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuier- liche Überwachung des Nutzen-Risiko-Ver- hältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung
Deutschland
dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Me- dizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt- Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn,
Website: http://www.bfarm.de bzw.
Österreich
dem Bundesamt für Sicherheit im Gesund- heitswesen
Traisengasse 5, AT-1200 WIEN Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website: http://www.basg.gv.at/ anzuzeigen.
Überdosierungen sind bisher nicht bekannt geworden. Im unwahrscheinlichen Fall einer versehentlichen Überdosierung wird bei kli- nischer Verschlechterung empfohlen, die ap- plizierte Flüssigkeitsmenge möglichst voll- ständig abzusaugen. Gegebenenfalls sollte eine symptomatische Therapie durchge- führt werden.
Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Phospholipide aus Rinderlunge aus Rinder- lunge
ATC-Code: R07AA05
Alveofact verbessert dosisabhängig die Lun- genmechanik und den Gasaustausch bei unreifen Kaninchen- und Lammfeten.
Bei lungenreifen Tieren verursacht die intra- tracheale Instillation von Alveofact eine re- versible Einschränkung der Atemfunktion, die sich innerhalb eines Zeitraumes von einer Woche normalisiert.
Bei unreifen Frühgeborenen mit Atemstö- rungen ist durch die Eröffnung und Stabili- sierung der Alveolen ein günstiger Effekt auf die Lungencompliance und den Gas- austausch zu erwarten.
Nach intratrachealer Instillation von radio- aktiv markiertem Alveofact (14-C Lecithin) und Verteilung über die Oberfläche der Al- veolen fanden sich bei erwachsenen Kanin- chen Maximalwerte von Radioaktivität im Blut (2,5 – 5 % der Gesamtdosis) nach 7 – 24 h.
Sowohl bei erwachsenen Ratten als auch bei Kaninchen war Radioaktivität über den ganzen Körper nachweisbar mit Akkumula- tionen in Leber, Nieren und Nebennieren. Die Halbwertszeit im Blut wurde zu 70 h kalkuliert. Der größte Teil der Radioaktivität war 7 h nach Applikation in der Lunge (Rat- te) nachweisbar und war auch noch nach 7 Tagen dort zu finden, aber auch in Spu- ren in Leber, Nieren und Nebennieren.
Bei mit Alveofact behandelten Frühgebore- nen ließ sich die Halbwertszeit von Phos- phatidyl-glycerol mit 43 +/– 11 h abschät- zen.