Präparate

OCTAGAM 10% Lösung zur intravenösen Infusion, 100 ml

Verschreibungsinformationen
Arzneimittel ist nicht auf der Liste.
Rezeptpflichtig
Keine Verschreibungseinschränkungen
Sonstige Informationen
OCTAGAM 10% Lösung zur intravenösen Infusion, 100 ml
Gluten: Nein
Laktose: Nein
Infusionslsg.
Octapharma GmbH
SmPC
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Anwendungsgebiete

Substitutionstherapie bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen

(0 – 18 Jahre) bei:

  • Primären Immunmangelkrankheiten (PID) mit eingeschränkter Antikörperbildung

  • Sekundären Immunmangelkrankheiten (SID) bei Patienten, die an schweren oder rezidivierenden Infektionen leiden, bei denen eine antimikrobielle Therapie unwirksam ist und die entweder ein nachgewiesenes Versagen spezifi- scher Antikörper (PSAF)* oder IgG- Serumspiegel von < 4 g/l aufweisen.

    * PSAF = Nichterreichen eines mindestens zweifachen Anstiegs des IgG-Antikörper- titers für Impfstoffe mit Pneumokokken- Polysacchariden und Polypeptid-Antige- nen.

    Immunmodulation bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen

    (0 – 18 Jahre) bei:

    • Primärer Immunthrombozytopenie (ITP), bei Patienten mit einem hohen Blutungs- risiko oder vor chirurgischen Eingriffen zur Korrektur der Thrombozytenzahl;

    • Guillain-Barré-Syndrom;

    • Kawasaki-Syndrom (zusammen mit Ace- tylsalicylsäure; siehe Abschnitt 4.2);

    • Chronisch inflammatorischer demyelini- sierender Polyneuropathie (CIDP);

    • Multifokaler motorischer Neuropathie (MMN).

      Immunmodulation bei Erwachsenen mit:

    • Aktiver Dermatomyositis, die mit Immun- suppressiva einschließlich Kortikoste- roiden behandelt wird, oder bei einer Unverträglichkeit oder Kontraindikation gegenüber diesen Arzneimitteln.

Dosierung

Die Substitutionstherapie sollte unter Auf- sicht eines Arztes mit Erfahrung in der Be- handlung von Immunmangelkrankheiten be- gonnen und überwacht werden.

Dosierung

Die Dosis und das Dosisschema richten sich nach der Indikation.

Die Dosis sollte für jeden Patienten in Ab- hängigkeit vom klinischen Ansprechen in- dividuell angepasst werden. Eine auf dem Körpergewicht basierende Dosis kann bei untergewichtigen und übergewichtigen Pa- tienten eine Anpassung erfordern. Bei über- gewichtigen Patienten sollte die Dosis auf dem physiologischen Standardkörperge- wicht basieren.

Die folgenden Dosisschemata gelten als Empfehlungen.

Substitutionstherapie bei primären Immunmangelkrankheiten:

  • Mit Hilfe des Dosisschemas sollte ein IgG-Talspiegel (IgG-Bestimmung vor der nächsten Infusion) von mindestens 6 g/l oder innerhalb des normalen altersab- hängigen Referenzbereichs erzielt werden. Nach Beginn der Behandlung werden 3 – 6 Monate benötigt, bis konstante IgG- Talspiegel erreicht sind (Steady-State- IgG-Spiegel). Die empfohlene Initialdosis besteht in der einmaligen Gabe von 0,4 – 0,8 g (4 – 8 ml)/kg Körpergewicht (KG), gefolgt von mindestens 0,2 g (2 ml)/ kg KG alle 3 bis 4 Wochen.

  • Die benötigte Dosis zur Aufrechterhal- tung eines IgG-Talspiegels von 6 g/l be- trägt 0,2 – 0,8 g (2 – 8 ml)/kg KG pro Monat.

  • Nach Erreichen konstanter IgG-Talspiegel variiert das Dosierungsintervall zwischen 3 und 4 Wochen.

  • Die IgG-Talspiegel sollten gemessen und in Zusammenhang mit der Infektions- häufigkeit beurteilt werden. Um die Rate bakterieller Infektionen zu reduzieren, kann es nötig sein, die Dosis zu erhöhen, um höhere IgG-Talspiegel zu erreichen.

    Substitutionstherapie bei sekundären Immunmangelkrankheiten

    (wie in Abschnitt 4.1 definiert)

    Die empfohlene Dosis beträgt 0,2 – 0,4 g (2 – 4 ml)/kg KG alle drei bis vier Wochen. Die IgG-Talspiegel sollten gemessen und in Zusammenhang mit der Infektionshäufig- keit beurteilt werden. Bei Bedarf ist die Dosis anzupassen, um einen optimalen Schutz vor Infektionen zu erreichen. Bei Patienten mit persistierender Infektion kann eine Dosissteigerung erforderlich sein. Bleibt der Patient infektionsfrei, kann eine Dosisreduktion in Betracht gezogen werden.

    Primäre Immunthrombozytopenie (ITP):

    Es gibt zwei alternative Behandlungssche- mata:

  • 0,8 – 1 g (8 – 10 ml)/kg KG an Tag 1; diese Dosis kann einmal innerhalb von 3 Tagen wiederholt werden

  • 0,4 g (4 ml)/kg KG täglich über 2 – 5 Tage.

    Die Therapie kann im Falle eines Rezidivs wiederholt werden.

    Guillain-Barré-Syndrom:

  • 0,4 g (4 ml)/kg KG täglich über 5 Tage (im Falle eines Rezidivs Therapie mög- licherweise wiederholen).

    Kawasaki-Syndrom:

  • 2,0 g (20 ml)/kg KG als Einzeldosis. Pa- tienten sollten eine begleitende Behand- lung mit Acetylsalicylsäure erhalten.

    Chronisch inflammatorische demyelinisie- rende Polyneuropathie (CIDP):

  • Initialdosis: 2 g (20 ml)/kg KG, verteilt über 2 – 5 aufeinanderfolgende Tage.

  • Erhaltungsdosen: 1 g (10 ml)/kg KG, ver- teilt über 1 – 2 aufeinanderfolgende Tage alle 3 Wochen.

    Die therapeutische Wirkung ist nach je- dem Zyklus zu beurteilen; wird nach 6 Monaten keine therapeutische Wir- kung beobachtet, ist die Behandlung ab- zusetzen.

    Ist die Behandlung wirksam, liegt eine Langzeitbehandlung im Ermessen des Arztes und sollte auf dem Ansprechen des Patienten auf die Erhaltungstherapie basieren. Dosis und Dosierungsintervall sind gegebenenfalls an den individuellen Verlauf der Erkrankung anzupassen.

    Multifokale motorische Neuropathie (MMN):

  • Initialdosis: 2 g (20 ml)/kg KG, verteilt über 2 – 5 aufeinanderfolgende Tage.

  • Erhaltungsdosis: 1 g (10 ml)/kg KG alle 2

    bis 4 Wochen oder 2 g (20 ml)/kg KG

    alle 4 bis 8 Wochen.

    Die therapeutische Wirkung ist nach je- dem Zyklus zu beurteilen; wird nach 6 Monaten keine therapeutische Wir- kung beobachtet, ist die Behandlung ab- zusetzen.

    Ist die Behandlung wirksam, liegt eine Langzeitbehandlung im Ermessen des Arztes und sollte auf dem Ansprechen des Patienten auf die Erhaltungstherapie basieren. Dosis und Dosierungsintervall sind gegebenenfalls an den individuellen Verlauf der Erkrankung anzupassen.

    Dermatomyositis (DM):

  • 2 g/kg KG, verteilt über 2 – 5 aufeinan- derfolgende Tage alle 4 Wochen.

Die therapeutische Wirkung ist nach jedem Zyklus zu beurteilen; wird nach 6 Monaten keine therapeutische Wirkung beobachtet, ist die Behandlung abzusetzen.

Ist die Behandlung wirksam, liegt eine Langzeitbehandlung im Ermessen des Arz- tes und sollte auf dem Ansprechen des Patienten auf die Erhaltungstherapie basie- ren (siehe Abschnitt 5.1). Dosis und Dosie- rungsintervall sind gegebenenfalls an den individuellen Verlauf der Erkrankung anzu- passen.

Die Dosierungsempfehlungen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.

Kinder und Jugendliche

Die Dosierung bei Kindern und Jugend- lichen (0 – 18 Jahre) unterscheidet sich nicht von der für Erwachsene, da die Do- sierung für jede Indikation auf das Körper- gewicht bezogen ist und entsprechend dem klinischen Ergebnis der oben genann- ten Erkrankungen angepasst wird.

Leberfunktionsstörung

Es liegen keine Hinweise auf eine erforder- liche Dosisanpassung vor.

Nierenfunktionsstörung

Keine Dosisanpassung, es sei denn, es ist klinisch geboten, siehe Abschnitt 4.4.

Ältere Patienten

Keine Dosisanpassung, es sei denn, es ist klinisch geboten, siehe Abschnitt 4.4.

Art der Anwendung

Zur intravenösen Anwendung.

Octagam 10 % sollte anfänglich mit einer Geschwindigkeit von 0,01 ml/kg KG pro Mi- nute für einen Zeitraum von 30 Minuten in- travenös infundiert werden (siehe Ab- schnitt 4.4). Bei einer Nebenwirkung muss entweder die Infusionsgeschwindigkeit ver- ringert oder die Infusion abgesetzt werden. Wird das Präparat gut vertragen, kann die Infusionsgeschwindigkeit allmählich auf maxi- mal 0,12 ml/kg KG pro Minute erhöht werden. IVIg-Präparate sollten bei Patienten, bei de- nen ein Risiko für thromboembolische Neben- wirkungen besteht, mit möglichst geringer In- fusionsgeschwindigkeit und in möglichst niedriger Dosierung verabreicht werden.

Patienten mit Dermatomyositis gelten als Pa- tienten mit einem erhöhten Risiko für throm- boembolische Ereignisse (siehe Abschnitt 4.4) und sollten daher sorgfältig überwacht wer- den. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte 0,04 ml/kg/min nicht übersteigen.

Der Infusionsschlauch kann vor und nach der Infusion von Octagam 10 % entweder mit einer 0,9%igen Kochsalzlösung oder mit einer 5%igen Glukoselösung gespült werden.

Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff (Immunglobuline vom Menschen) oder einen der sonstigen Bestandteile von Octagam 10 % (siehe Abschnitte 4.4 und 6.1).

Bei Patienten mit selektivem IgA-Mangel, die Antikörper gegen IgA entwickelt haben, kann die Gabe eines IgA-haltigen Präpara- tes zu Anaphylaxie führen.

Anwendungsgebiet Dosis Infusionshäufigkeit
Substitutionstherapie
Primäre Immunmangelkrankheiten Initialdosis:0,4 – 0,8 g/kg KGErhaltungsdosis: 0,2 – 0,8 g/kg KG alle 3 – 4 Wochen
Sekundäre Immunmangel- krankheiten (wie in Abschnitt 4.1 definiert) 0,2 – 0,4 g/kg KG alle 3 – 4 Wochen
Immunmodulation
Primäre Immunthrombozytopenie 0,8 – 1,0 g/kg KGoder0,4 g/kg KG/Tag am ersten Tag; möglicherweise einmalige Wiederholung innerhalb von 3 Tagenüber 2 – 5 Tage
Guillain-Barré-Syndrom 0,4 g/kg KG/Tag über 5 Tage
Kawasaki-Syndrom 2 g/kg KG in einer Dosis gemeinsam mit Acetylsalicylsäure
Chronisch inflammatorische Initialdosis:
demyelinisierende Polyradikulo- 2 g/kg KG verteilt über 2 – 5 Tage
neuropathie (CIDP) Erhaltungsdosis:
1 g/kg KG alle 3 Wochen über 1 – 2 Tage
Multifokale motorische Neuropathie Initialdosis:
(MMN) 2 g/kg KG verteilt über 2 – 5 Tage
Erhaltungsdosis:
1 g/kg KG alle 2 – 4 Wochen
oder
2 g/kg KG alle 4 – 8 Wochen über 2 – 5 Tage
Dermatomyositis (DM) bei Erwachsenen 2 g/kg KG alle 4 Wochen, verteilt über 2 – 5 aufeinanderfolgende Tage
Warnhinweise

Octagam 10 % enthält 90 mg Maltose pro ml als Hilfsstoff. Die Interferenz von Maltose mit Blutzucker-Assays kann zu fälschlicher- weise erhöhten Blut-Glukosemesswerten führen und damit zu einer unsachgemäßen Verabreichung von Insulin, was in weiterer Folge zu lebensbedrohlicher oder sogar tödlicher Hypoglykämie führen kann. Auch können Fälle einer echten Hypoglykämie unbehandelt bleiben, falls ein hypoglykämi- scher Zustand durch fälschlicherweise er- höhte Glukosemesswerte maskiert wird (siehe Abschnitt 4.5). Betreffend akutes Nierenversagen siehe unten.

Rückverfolgbarkeit

Um die Rückverfolgbarkeit biologischer Arzneimittel zu verbessern, müssen der Name und die Chargennummer des verab- reichten Präparates eindeutig dokumentiert werden.

Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Mögliche Komplikationen können oft ver- mieden werden, wenn sichergestellt wird, dass die Patienten:

  • keine Überempfindlichkeit gegenüber nor- malem Immunglobulin vom Menschen aufweisen, indem ihnen das Präparat an- fänglich langsam infundiert wird (0,01 ml bis 0,02 ml/kg KG pro Minute);

  • während der gesamten Dauer der Infu- sion sorgfältig auf Symptome überwacht werden. Insbesondere Patienten, die erstmals normales Immunglobulin vom Menschen erhalten, und Patienten, die

    von einem anderen IVIg-Präparat umge- stellt wurden oder eine längere Behand- lungspause hatten, sind während der ersten Infusion und eine Stunde danach zu überwachen, um mögliche Anzeichen von Nebenwirkungen festzustellen. Alle anderen Patienten sind mindestens 20 Minuten nach der Verabreichung zu beobachten.

    Bei allen Patienten erfordert die Gabe von IVIg:

    • eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor Beginn der IVIg-Infusion

    • Überwachung der Urinausscheidung

    • Überwachung des Serumkreatinin- Spiegels

    • Vermeidung der gleichzeitigen Gabe von Schleifendiuretika (siehe Abschnitt 4.5).

      Bei einer Nebenwirkung muss entweder die Infusionsgeschwindigkeit verringert oder die Infusion abgesetzt werden. Die erforder- liche Behandlung hängt von der Art und der Schwere der Nebenwirkung ab.

      Infusionsreaktion

      Bestimmte Nebenwirkungen (z. B. Kopf- schmerzen, Hitzewallungen, Schüttelfrost, Myalgien, Giemen, Tachykardie, Schmerzen im unteren Rücken, Nausea und Hypotonie) können im Zusammenhang mit der Infu- sionsgeschwindigkeit stehen. Die unter Ab- schnitt 4.2 empfohlene Infusionsgeschwin- digkeit muss genau eingehalten werden. Die Patienten müssen während und nach der Infusion überwacht und hinsichtlich des Auftretens von Symptomen sorgfältig be- obachtet werden.

      Nebenwirkungen können häufiger auftreten:

      • bei Patienten, die erstmals normales Im- munglobulin G vom Menschen erhalten oder in seltenen Fällen bei einem Wech- sel des Immunglobulin-Präparates oder nach einer längeren Behandlungspause.

      • bei Patienten mit einer unbehandelten Infektion oder einer zugrunde liegenden chronischen Entzündung

        Überempfindlichkeit Überempfindlichkeitsreaktionen sind selten.

        Eine Anaphylaxie kann auftreten

      • bei Patienten mit nicht nachweisbarem IgA, die Antikörper gegen IgA entwickelt haben

      • selbst bei Patienten, die eine vorange- gangene Behandlung mit normalem Im- munglobulin vom Menschen vertragen haben

    Bei Schock sollte gemäß den Richtlinien der modernen Schocktherapie vorgegangen werden.

    Thromboembolie

    Es liegen klinische Nachweise dafür vor, dass eine Assoziation zwischen IVIg-Gabe und thromboembolischen Ereignissen (TEE) besteht, wie Myokardinfarkt, cerebro- vaskuläres Ereignis (einschließlich isch- ämischer Insult), Lungenembolie und Thrombose der tiefen Beinvenen, die bei Risikopatienten möglicherweise mit einem relativen, durch den hohen Einstrom von Immunglobulin bedingten Anstieg der Blut- viskosität zusammenhängt. Vorsicht ist ge- boten beim Verordnen und Infundieren von IVIg bei übergewichtigen Patienten und bei Patienten mit vorbestehenden Risikofakto- ren für thrombotische Ereignisse (wie fort- geschrittenes Alter, Hypertonie, Diabetes mellitus, Dermatomyositis und Gefäßer- krankungen oder Thrombosen in der Anam- nese, Patienten mit erworbenen oder here- ditären thrombophilen Erkrankungen, Pa- tienten mit längerfristiger Immobilisierung, schwer hypovolämische Patienten, Patien- ten mit die Blutviskosität heraufsetzenden Erkrankungen).

    IVIg-Präparate sollten bei Patienten, bei denen ein Risiko für thromboembolische Nebenwirkungen besteht, mit möglichst geringer Infusionsgeschwindigkeit und in möglichst niedriger Dosierung verabreicht werden.

    Akutes Nierenversagen

    Fälle von akutem Nierenversagen wurden bei Patienten beschrieben, die eine IVIg- Therapie erhielten. In den meisten Fällen wurden Risikofaktoren nachgewiesen, z. B. vorbestehende Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, Hypovolämie, Übergewicht, neph- rotoxische Begleitmedikation oder Alter über 65 Jahre.

    Nierenparameter sind vor der Infusion von IVIg und anschließend in angemessenen Intervallen zu bestimmen. Dies gilt vor allem bei Patienten, bei denen ein potenziell er- höhtes Risiko für die Entwicklung eines akuten Nierenversagens besteht. Bei Pa- tienten mit einem Risiko für ein akutes Nie- renversagen soll das IVIg-Präparat mit möglichst geringer Infusionsgeschwindig-

    keit und in möglichst niedriger Dosis ver- abreicht werden.

    Im Falle einer Nierenfunktionsbeeinträchti- gung sollte ein Absetzen des IVIg-Präpara- tes erwogen werden. Berichte über Nieren- funktionsstörungen und akutes Nierenver- sagen wurden zwar mit der Anwendung vieler der zugelassenen IVIg-Präparate, die verschiedene Bestandteile wie Saccharo- se, Glukose und Maltose enthalten, in Ver- bindung gebracht, jedoch war der Anteil der Präparate, die Saccharose als Stabili- sator enthielten, unverhältnismäßig groß. Bei Risikopatienten soll die Anwendung von Immunglobulin-Präparaten, die solche Be- standteile nicht enthalten, erwogen werden. Octagam 10 % enthält Maltose (siehe 6.1).

    Aseptisches Meningitis Syndrom (AMS) Fälle von aseptischer Meningitis wurden im Zusammenhang mit der Behandlung mit IVIg berichtet. Das Syndrom tritt in der Regel innerhalb weniger Stunden bis 2 Tage nach Beginn der IVIg-Behandlung auf. Liquorun- tersuchungen sind mit einer Pleozytose von bis zu mehreren Tausend Zellen pro mm3, überwiegend der granulozytären Reihe, und erhöhten Proteinspiegeln bis zu meh- reren Hundert mg/dl häufig positiv.

    AMS kann bei einer hochdosierten IVIg-Be- handlung (2 g/kg) häufiger auftreten.

    Patienten mit derartigen Symptomen soll- ten gründlich neurologisch untersucht wer- den, einschließlich Liquoruntersuchungen, um andere Ursachen der Meningitis aus- zuschließen.

    Der Abbruch der IVIg-Behandlung führte zu einer Remission des AMS innerhalb weni- ger Tage ohne Folgeerscheinungen.

    Hämolytische Anämie

    IVIg-Präparate können Blutgruppenantikör- per enthalten, die als Hämolysine wirken und in vivo eine Beladung der Erythrozyten mit Immunglobulin bewirken können, wo- durch eine positive direkte Antiglobulin-Re- aktion (Coombs-Test) und selten eine Hä- molyse hervorgerufen wird. Eine hämolyti- sche Anämie kann sich infolge einer IVIg- Therapie aufgrund einer vermehrten Ery- throzytensequestrierung entwickeln. Mit IVIg behandelte Patienten sollten auf klinische Symptome einer Hämolyse überwacht wer- den (siehe Abschnitt 4.8.).

    Neutropenie/Leukopenie

    Es wurde über eine vorübergehende Ab- nahme der Neutrophilenzahl und/oder mit- unter schwere Neutropenieepisoden nach der Behandlung mit IVIg berichtet. Diese treten typischerweise innerhalb von Stun- den oder Tagen nach der IVIg-Verabrei- chung auf und gehen innerhalb von 7 bis 14 Tagen spontan wieder zurück.

    Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI)

    Bei Patienten, die mit IVIg behandelt wur- den, gab es einige Berichte über akute nicht kardiogene Lungenödeme [transfusi- onsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI)]. Deshalb kann diese Nebenwir- kung für Octagam 10 % nicht vollständig ausgeschlossen werden, auch wenn bis- lang kein solcher Fall nach/unter Behand- lung mit Octagam 10 % beobachtet wurde. TRALI ist durch schwere Hypoxie, Dys-

    pnoe, Tachypnoe, Zyanose, Fieber und Hypotonie charakterisiert. Die Symptome der TRALI treten typischerweise während oder innerhalb von 6 Stunden nach einer Transfusion auf, oft bereits innerhalb von 1 – 2 Stunden. Deshalb müssen IVIg-Emp- fänger auf diese Symptome überwacht werden und bei Auftreten pulmonaler Ne- benwirkungen muss die IVIg-Infusion um- gehend beendet werden. TRALI ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die eine sofortige intensivmedizinische Be- handlung erfordert.

    Auswirkungen auf serologische Untersuchungen

    Nach der Verabreichung von Immunglobu- lin kann der vorübergehende Anstieg von passiv übertragenen Antikörpern im Blut des Patienten zu falsch positiven Werten bei serologischen Untersuchungen führen.

    Die passive Übertragung von Antikörpern gegen Erythrozytenantigene, z. B. A, B, D, kann einige serologische Untersuchungen auf Erythrozyten-Antikörper wie z. B. den direkten Antiglobulintest (DAT, direkter Coombs-Test) verfälschen.

    Übertragbare Krankheitserreger

    Standardverfahren zur Prävention von In- fektionen als Folge der Anwendung von Medikamenten, die aus menschlichem Blut bzw. Plasma hergestellt werden, umfassen die Spenderauswahl, die Testung einzelner Spenden und des Plasmapools auf spezifi- sche Infektionsmarker und das Einführen effektiver Verfahren zur Virusinaktivierung und -eliminierung in den Herstellungspro- zess. Trotz dieser Maßnahmen kann bei der Anwendung von aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellten Arzneimitteln die Möglichkeit der Übertragung von Infek- tionskrankheiten – auch bislang unbekann- ter Viren und Pathogene – nicht völlig aus- geschlossen werden.

    Die Virusinaktivierung/-eliminierung wird als wirksam gegen umhüllte Viren wie HIV, HBV und HCV angesehen.

    Die Virusinaktivierung/-eliminierung ist bei nicht-umhüllten Viren wie HAV und/oder Parvovirus B19 möglicherweise von einge- schränktem Wert.

    Es liegen ausreichende klinische Erfahrun- gen vor, dass HAV oder Parvovirus B19 durch Immunglobulin-Präparate nicht über- tragen werden, und es wird zudem davon ausgegangen, dass der Antikörpergehalt einen wesentlichen Beitrag zur Virussicher- heit leistet.

    Wichtige Informationen zu einigen sonstigen Bestandteilen von Octagam 10 %

    Dieses Arzneimittel enthält 69 mg Natrium pro

    100 ml, entsprechend 3,45 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen Tageszufuhr von 2 g Natrium.

    Es wird auf die Dokumentationspflicht ge- mäß Transfusionsgesetz hingewiesen.

    (Fälschlicherweise) erhöhte Erythrozytense- dimentationsrate

    Bei Patienten, die mit IVIg therapiert wer- den, kann die Erythrozytensedimentations- rate (ESR) fälschlicherweise erhöht sein (nicht-entzündlicher Anstieg).

    Kreislauf(volumen)überlastung

    Durch das Volumen des infundierten IVIg (oder jedes anderen Blut- oder Plasmapro- duktes) und gegebenenfalls anderer, gleich- zeitig verabreichter Infusionen kann eine akute Hypervolämie mit der Folge einer Kreislauf(volumen)überlastung und/oder aku- tem Lungenödem auftreten.

    Lokale Reaktionen am Injektionsort

    Lokale Reaktionen am Injektionsort können auftreten, die mit Extravasation, Erythemen an der Infusionsstelle, Juckreiz an der Infu- sionsstelle und ähnlichen Symptomen ein- hergehen können.

    Kinder und Jugendliche

    Die aufgeführten Warnhinweise und Vor- sichtsmaßnahmen gelten sowohl für Er- wachsene als auch für Kinder und Jugend- liche.

Wechselwirkungen

Attenuierte Lebendimpfstoffe

Die Gabe von Immunglobulin kann für eine Dauer von mindestens 6 Wochen und bis zu 3 Monaten die Wirksamkeit von abge- schwächten Lebendimpfstoffen wie Masern-, Röteln-, Mumps- und Varicellenimpfstoffen beeinträchtigen. Nach der Verabreichung dieses Arzneimittels ist vor der Impfung mit attenuierten Lebend-Vakzinen eine Warte- zeit von 3 Monaten einzuhalten. Bei einer Masernimpfung kann diese Beeinträchtigung bis zu einem Jahr dauern. Deswegen soll bei Patienten, die eine Masernimpfung er- halten, der Antikörperstatus überprüft wer- den.

Schleifendiuretika

Die gleichzeitige Anwendung von Schleifen- diuretika ist zu vermeiden.

Interferenz mit Glukosebestimmungen

Einige Testsysteme zur Glukosebestimmung (beispielsweise auf Grundlage von Verfahren zur Messung von Glukosedehydrogenase- Pyrrolochinolinchinon GDH-PQQ oder Glu- kose-Dye-Oxidoreduktase (GlucDOR) inter- pretieren die in Octagam 10 % enthaltene Maltose (90 mg/ml) fälschlicherweise als Glukose. Dadurch kann der Glukosewert fälschlicherweise während sowie bis etwa 15 Stunden nach Ende der Infusion erhöht angezeigt werden. Dies kann zur Gabe einer unangemessenen Menge Insulin füh- ren, was zu lebensbedrohlicher oder sogar tödlicher Hypoglykämie führen kann. Ande- rerseits können Fälle einer echten Hypoglykämie unbehandelt bleiben, wenn die hypoglykämische Stoffwechsellage durch die fälschlicherweise erhöhten Glu- kosewerte maskiert wird. Folglich muss bei der Verabreichung von Octagam 10 % oder sonstigen maltosehaltigen Parenteralia die Bestimmung der Blutzuckerwerte mit einem Glukose-spezifischen Verfahren erfolgen. Die Packungsbeilage des Testsystems zur Blut-Glukosebestimmung, einschließlich der- jenigen für Teststreifen, muss sorgfältig ge- lesen werden, um die Angemessenheit des Systems für eine Nutzung zusammen mit maltosehaltigen parenteralen Präparaten zu erheben. Bei Unklarheiten ist vom Her- steller zu erfragen, ob das Testsystem für den Einsatz zusammen mit maltosehaltigen Parenteralia geeignet ist.

Kinder und Jugendliche

Die aufgeführten Wechselwirkungen gelten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche.

Schwangerschaft

Schwangerschaft

Da die Sicherheit dieses medizinischen Produktes für den Einsatz während einer Schwangerschaft nicht im Rahmen kontrol- lierter klinischer Studien untersucht wurde, sollte Octagam 10 % schwangeren Frauen und stillenden Müttern nur mit Vorsicht ver- abreicht werden. IVIg-Produkte sind be- sonders während des letzten Drittels der Schwangerschaft, plazentagängig. Die kli- nischen Erfahrungen mit Immunglobulinen deuten darauf hin, dass keine schädlichen Nebenwirkungen auf den Verlauf der Schwan- gerschaft, den Fötus oder das Neugeborene zu erwarten sind.

Stillzeit

Immunglobuline gehen in die Muttermilch über. Negative Auswirkungen auf gestillte Neugeborene/Kinder sind nicht zu erwarten.

Fertilität

Die klinische Erfahrung mit Immunglobu- linen lässt keine schädlichen Wirkungen auf die Fertilität erwarten.

Fahrtüchtigkeit

Octagam 10 % hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Ver- kehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Be- dienen von Maschinen. Jedoch sollten Pa- tienten, bei denen unter der Behandlung Nebenwirkungen auftreten, erst wieder ein Fahrzeug lenken oder Maschinen bedienen, wenn die Nebenwirkungen abgeklungen sind.

Nebenwirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Durch normale Immunglobuline vom Men- schen verursachte Nebenwirkungen (in ab- nehmender Häufigkeit) umfassen (siehe auch Abschnitt 4.4):

  • Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Schwindel, Fieber, Erbrechen, allergische Reaktionen, Übelkeit, Arthralgien, Hypotonie und mä- ßige Schmerzen im unteren Rücken

  • reversible hämolytische Reaktionen, insbe- sondere bei Patienten mit den Blutgrup- pen A, B und AB, sowie (selten) transfu- sionsbedürftige hämolytische Anämie

  • (selten) plötzlicher Abfall des Blutdrucks und in Einzelfällen ein anaphylaktischer Schock, selbst wenn der Patient keine Überempfindlichkeit auf eine vorherige Behandlung gezeigt hatte

  • (selten) transiente kutane Reaktionen (einschließlich kutaner Lupus erythema- todes – Häufigkeit nicht bekannt)

  • (sehr selten) thromboembolische Reak- tionen wie Myokardinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie, tiefe Venenthrombosen

  • Fälle von reversibler aseptischer Menin- gitis

    • Fälle von erhöhtem Serumkreatininspiegel und/oder Auftreten eines akuten Nieren- versagens

    • Fälle von transfusionsassoziierter akuter Lungeninsuffizienz (TRALI)

    Tabellarische Auflistung der Nebenwirkungen

    Die nachfolgende tabellarische Zusammen- fassung entspricht der MedDRA-System- organklassifizierung (SOC und bevorzugter Begriff).

    Die Häufigkeiten wurden gemäß der fol- genden Konvention bestimmt: sehr häufig (≥ 1/10); häufig (≥ 1/100, < 1/10); gelegent- lich (≥ 1/1.000, < 1/100); selten (≥ 1/10.000,

    < 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000); nicht bekannt (anhand der verfügbaren Daten keine Schätzung der Häufigkeit möglich). Innerhalb jeder Organklasse sind die Neben- wirkungen nach abnehmendem Schwere- grad aufgelistet.

    Siehe Tabelle auf Seite 5

    Folgende Nebenwirkungen wurden im Rah- men der Post-Marketing-Erfahrung mit Octagam gemeldet.

    Für Nebenwirkungen, die im Rahmen der Post-Marketing-Erfahrung gemeldet wurden, können aufgrund der verfügbaren Daten keine Häufigkeiten abgeschätzt werden.

    Siehe Tabelle auf Seite 6

    Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen

    Bezüglich der Beschreibung von ausge- wählten Nebenwirkungen, wie z. B. Über- empfindlichkeitsreaktionen, Thromboembolie, akutes Nierenversagen, aseptisches Menin- gitis-Syndrom und hämolytische Anämie (siehe Abschnitt 4.4).

    Kinder und Jugendliche

    Die in klinischen Studien mit Octagam bei Kindern und Jugendlichen beobachteten Nebenwirkungen wurden meist als „leicht“ klassifiziert und viele dieser Patienten rea- gierten auf einfache Maßnahmen wie Re- duktion der Infusionsrate oder vorüberge- hende Unterbrechung der Infusion. Bei den Arten von Nebenwirkungen handelte es sich um für IVIg-Produkte bekannte Reaktionen. Die häufigste Nebenwirkung, die bei Kin- dern und Jugendlichen beobachtet wurde, waren Kopfschmerzen.

    Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

    Die Meldung des Verdachts auf Nebenwir- kungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuier- liche Überwachung des Nutzen-Risiko-Ver- hältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, je- den Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das aufgeführte nationale Meldesystem an- zuzeigen.

    Deutschland

    Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel Paul-Ehrlich-Institut

    Paul-Ehrlich-Str. 51 – 59

    63225 Langen

    Tel: +49 6103 77 0

    Fax: +49 6103 77 1234

    Website: www.pei.de

    Häufigkeit der Nebenwirkungen in klinischen Studien mit Octagam:

    mit falscher Diagnose (keine ITP) in die Stu- die aufgenommen und daher von der Wirk- samkeitsanalyse ausgeschlossen.

    MedDRA-Systemorganklasse (SOC) gemäß MedDRA- Datenbank: Nebenwirkungen Häufigkeit pro Patient Häufigkeit pro Infusion
    Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Anämie, Leukopenie, Lymphopenie gelegentlich gelegentlich
    Erkrankungen des Immun- systems (siehe Abschnitt 4.4) Überempfindlichkeit häufig häufig
    Augenerkrankungen verschwommenes Sehen gelegentlich gelegentlich
    Erkrankungen des Nerven- systems Kopfschmerzen Schwindelgefühl Parästhesie, Tremor zerebrovaskuläres Ereignis (siehe 4.4), Hypoästhesie, Hirninfarkt sehr häufig häufig gelegentlich gelegentlich häufig gelegentlich gelegentlich selten
    Herzerkrankungen Tachykardie häufig gelegentlich
    Gefäßerkrankungen Hypertonie Thrombose (s. 4.4) häufig gelegentlich häufig selten
    Erkrankungen des Gastro- intestinaltrakts Übelkeit Erbrechen häufig häufig häufig gelegentlich
    Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Myalgie, Schmerzen in Extremitäten; Rückenschmerzen, Arthralgie, Muskelspasmen häufig gelegentlich gelegentlich gelegentlich
    Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Dyspnoe Lungenembolie (siehe 4.4) gelegentlich gelegentlich gelegentlich selten
    Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Fieber Müdigkeit, Reaktion an der Injektionsstelle, SchüttelfrostBrustkorbschmerz, Asthenie, periphere Schwellung,Unwohlsein häufig häufiggelegentlich häufig gelegentlichgelegentlich
    Untersuchungen erhöhte Leberenzymwerte, Coombs-Test positiv Hämoglobin erniedrigt häufiggelegentlich gelegentlichgelegentlich

    Die Ansprechrate in der Gesamtauswer- tungsgruppe (Full Analysis Set) betrug ins- gesamt 80 % (95 %-Konfidenzintervall: 73 % bis 87 %). In den beiden Kohorten waren die klinischen Ansprechraten vergleichbar: 82 % in der Gruppe mit chronischer ITP und 78 % bei den neu diagnostizierten Pa- tienten. Bei Patienten, die auf die Behand- lung ansprachen, wurde der angestrebte Thrombozyten-Zielwert im Mittel (Median) nach 2 Tagen erreicht (Bereich 1 bis 6 Ta- ge).

    Die maximale Infusionsrate betrug allge- mein 0,12 ml/kg/min. In der Gruppe der Patienten, bei denen eine maximale Infusi- onsrate von 0,12 ml/kg/min zulässig war (n = 90), wurde im Median eine maximale Infusionsrate von 0,12 ml/kg/min (Mittel- wert 0,10 ml/kg/min) erreicht. Bei insge- samt 55 % der Patienten trat eine arznei- mittelbedingte unerwünschte Nebenwir- kung auf, wobei die Inzidenz in den Kohor- ten mit chronischer und neu diagnostizierter ITP ähnlich war. Sämtliche arzneimittel- bedingten unerwünschten Nebenwirkun- gen waren leicht oder mittelschwer ausge- prägt und alle klangen wieder ab. Die häu- figsten unerwünschten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, erhöhte Herzfre- quenz (Veränderungen der Pulsfrequenz sollten bereits bei > 10 Schlägen/min ge- meldet werden) und Fieber. Bei 32 von 116 Patienten (28 %) traten arzneimittelbe- dingte, infusionsbezogene unerwünschte Nebenwirkungen während oder innerhalb 1 Stunde nach Infusionen mit einer Rate von ≤ 0,08 ml/kg/min auf, wohingegen solche unerwünschte Nebenwirkungen bei einer Rate von 0,12 ml/kg/min nur bei 6 von 54 Patienten (11 %) auftraten (falls die unerwünschte Nebenwirkung nach dem Ende der Infusion auftrat, wurde der uner- wünschten Nebenwirkung die zuletzt ange- wendete Rate zugeordnet). Es gab keinen

Überdosierung

Eine Überdosis kann zu einer Hypervolämie und Hyperviskosität führen, besonders bei Risiko-Patienten einschließlich älteren Pa- tienten oder Patienten mit Herz- oder Nieren- insuffizienz (siehe Abschnitt 4.4).

Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamik

Pharmakotherapeutische Gruppe: Immun- sera und Immunglobuline: Immunglobuline, normales Immunglobulin vom Menschen zur intravenösen Verabreichung,

ATC-Code: J06B A02

Normales Immunglobulin vom Menschen ent- hält hauptsächlich Immunglobulin G (IgG) mit einem breiten Spektrum von Antikörpern gegen verschiedene Infektionsserreger.

Normales Immunglobulin vom Menschen enthält die in der normalen Population vor- liegenden IgG-Antikörper.

Die Herstellung erfolgt aus gepooltem Plasma von nicht weniger als 1000 Spen- den. Die IgG-Subklassen sind in annähernd

der gleichen Verteilung wie im nativen, menschlichen Plasma vorhanden. Adäqua- te Dosen von Octagam 10 % können einen Anstieg abnormal niedriger IgG-Spiegel in den Normalbereich bewirken.

Der Wirkmechanismus bei anderen Anwen- dungsgebieten als der Substitutionsthera- pie ist nicht vollkommen geklärt.

Klinische Studien

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Octag- am 10 % wurde in einer prospektiven, offe- nen, multizentrischen Phase-III-Studie bei Patienten mit idiopathischer thrombozyto- penischer Purpura (ITP) untersucht. Octag- am 10 % wurde an 2 aufeinander folgenden Tagen mit einer Dosis von 1 g/kg KG/Tag infundiert, und die Patienten wurden über einen Zeitraum von 21 Tagen beobachtet. An Tag 63 nach der Infusion fand ein Nach- beobachtungstermin statt. Die hämatologi- schen Parameter wurden an Tag 2 bis 7, 14

und 21 bestimmt.

Insgesamt wurden 116 Patienten in die Analyse eingeschlossen. Davon hatten 66 Patienten eine chronische und 49 eine neu diagnostizierte ITP. Ein Patient wurde

Fall einer durch das Studienmedikament verursachten Hämolyse. Eine medikamen- töse Vorbehandlung mit dem Ziel, infu- sionsbedingte Unverträglichkeitsreaktionen zu mildern, wurde – außer bei einem Pa- tienten – nicht verabreicht.

Chronisch inflammatorische demyelinisie- rende Polyneuropathie (CIDP):

In einer retrospektiven Studie wurden Daten von 46 Patienten mit chronisch inflammato- rischer demyelinisierender Polyneuropathie (CIDP) eingeschlossen, die mit Octagam 5 % behandelt wurden. In die Analyse der Wirksamkeit wurden 24 Patienten einbezo- gen, darunter 11 unbehandelte Patienten (Gruppe 1) und 13 Patienten, die 12 Wochen vor Beginn der Gabe von Octagam 5 % keine Immunglobuline erhalten haben (Gruppe 2). 13 weitere mit Immunglobu- linen vorbehandelte Patienten (Immunglo- bulingabe innerhalb von 12 Wochen vor Beginn der Gabe von Octagam 5 %), bil- deten die Gruppe 3. Die Behandlung wur- de als effektiv angesehen, wenn der ONLS (Overall Neuropathy Limitations Scale) in- nerhalb von 4 Monaten nach Behandlungs- beginn um mindestens einen Punkt vermin- dert war. In den Gruppen 1 und 2 sank der

Score bei 41,7 % der Patienten signifikant (p = 0,02). 3 von 13 Patienten (23,08 %) aus der Gruppe 3 (mit IVIg vorbehandelte Patien- ten) zeigten eine Verbesserung des ONLS, 10 Patienten blieben stabil. Für die mit IVIg vorbehandelten Patienten war keine deut- liche Verbesserung des ONLS zu erwarten.

Das Durchschnittsalter der untersuchten Patienten lag mit 65 Jahren höher als in anderen CIDP Studien. In der Patienten- gruppe > 65 Jahre wurde eine geringere Ansprechrate im Vergleich zu jüngeren Pa- tienten beobachtet. Dies stimmt mit Daten aus der Literatur überein.

Dermatomyositis (DM):

In einer prospektiven, doppelblinden, ran- domisierten, placebokontrollierten, multi- zentrischen Studie wurden insgesamt 95 erwachsene Patienten (Durchschnittsal- ter 53 Jahre, Bereich 22 – 79 Jahre; 75 % weiblich) mit Dermatomyositis eingeschlos- sen.

Im ersten Zeitraum (16 Wochen) erhielten die Patienten entweder Octagam 10 % alle 4 Wochen über 4 Infusionszyklen in einer Dosis von 2 g/kg KG oder ein Placebo.

Die Patienten konnten ihre frühere Medika- tion gegen DM beibehalten (Höchstdosis,

z. B. für Kortikosteroide: 20 mg Prednison- Äquivalent pro Tag), sofern sie diese vor der Studienaufnahme in einer gleichbleibenden Dosierung erhalten hatten. Im ersten Zeit- raum musste die Begleitmedikation gegen DM gleichbleiben, und etwa 93 % der Pa- tienten erhielten Kortikosteroide (etwa 50 % davon erhielten ein Prednison-Äquivalent in einer Dosierung von ≤ 10 mg/Tag).

Betrachtet man die Gesamtgruppe (Full Analysis Set, FAS), war der Anteil an Res- pondern (Verbesserung von ≥ 20 Punkten auf der TIS-Skala) nach Woche 16 in der Gruppe, die Octagam 10 % erhielt, signifi- kant höher als in der Placebogruppe (78,72 % versus 43,75 %; Unterschied:

34,97 % [95 %-KI: 16,70; 53,24; p = 0,0008];

siehe Tabelle 1 auf Seite 7).

Im 24-wöchigen offenen Verlängerungs- zeitraum (Open Label Extension, OLE) er- hielten 91 Patienten weitere 6 Infusionszy- klen der Behandlung mit Octagam 10 % alle 4 Wochen. In diesem Zeitraum war eine Reduktion der immunsuppressiven Begleit- therapie erlaubt, und bei 15 % der Patien- ten konnte die Kortikosteroiddosis ausge- schlichen werden.

Für alle Wirksamkeitsendpunkte blieb das im ersten Zeitraum in der Gruppe mit Octagam 10 % beobachtete Ansprechen bis Woche 40 erhalten. Nach einem Wech- sel auf Octagam 10 % im Verlängerungs- zeitraum erreichten Patienten in der Place- bogruppe ein ähnliches Ansprechen (siehe Tabelle 2 auf Seite 7).

Während der gesamten Studie wurden ins- gesamt 664 Infusionszyklen mit Octag- am 10 % verabreicht. Bei insgesamt 62 Pa- tienten (65,3 %) wurden 282 unter der Be- handlung auftretende unerwünschte Ereig- nisse festgestellt, die mutmaßlich mit dem Studienmedikament zusammenhingen, in der Mehrzahl der Fälle aber nur leicht aus- geprägt waren (207/282).

MedDRA-Systemorganklasse (SOC) gemäß MedDRA- Datenbank: Nebenwirkung (bevorzugter Begriff) Häufigkeit
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems hämolytische Anämie nicht bekannt
Erkrankungen des Immunsystems (siehe Abschnitt 4.4) anaphylaktischer Schock; anaphylaktische Reaktion; anaphylaktoide Reaktion; Angioödem; Gesichtsödem nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Stoffwechsel- und Ernährungs- störungen Hypervolämie; (Pseudo)hyponatriämie nicht bekannt nicht bekannt
Psychiatrische Erkrankungen Verwirrung; Agitation; Angstzustände; Nervosität nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Erkrankungen des Nervensystems aseptische Meningitis; Bewusstseinsverlust; Sprachstörung; Migräne; Photophobie; nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Augenerkrankungen Sehstörung nicht bekannt
Herzerkrankungen Myokardinfarkt (siehe 4.4); Angina pectoris; Bradykardie; Palpitationen;Zyanose nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Gefäßerkrankungen Kreislaufkollaps;peripheres Kreislaufversagen; Phlebitis;Hypotonie; Blässe nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Erkrankungen der Atemwege,des Brustraums und Mediastinums Atemstillstand; Lungenödem; Bronchospasmus; Hypoxie;Husten nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Erkrankungen des Gastro- intestinaltrakts Durchfall; Bauchschmerzen nicht bekannt nicht bekannt
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Exfoliation der Haut; Urtikaria; Ausschlag;erythematöser Hautausschlag; Dermatitis;Pruritus;Alopezie;Erythem nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Nackenschmerzen; Muskelschwäche; muskuloskelettale Steifigkeit nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Erkrankungen der Nieren und Harnwege akutes Nierenversagen (siehe 4.4); Nierenschmerzen nicht bekannt nicht bekannt
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Ödem;grippeähnliche Erkrankung; Hitzewallungen;Flushing; Kältegefühl; Hitzegefühl; Hyperhidrose;Beklemmungsgefühl in der Brust; Lethargie;brennendes Gefühl nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Untersuchungen fälschlich erhöhte Blutzuckerwerte (siehe 4.4) nicht bekannt

Tabelle 1. Total Improvement Score – Anteil der Responder in Woche 16 Kinder und Jugendliche

Analyse TIS-Ansprechen Octagam 10 %

n = 47

Placebo n = 48

Unterschied Octagam 10 % – Placebo

Für Octagam 10 % wurden keine spezifi- schen klinischen Studien mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt.

Primär

(Mindestens minimale Verbesserung)

Anzahl (%) der Responder

Unterschied der Ansprechraten

37 (78,72 %) 21 (43,75 %)

34,97

Eine prospektive open-label Phase-III-Studie wurde mit Octagam 5 % mit 17 Kindern und jugendlichen Patienten (Median: 14,0 Jah- re, Bereich: 10,5 bis 16,8 Jahre) mit pri-

[95 %-KI] p-Werta [16,70; 53,24]

0,0008

mären Immundefekten durchgeführt. Die Patienten wurden über einen Zeitraum von

Sekundär

Mindestens moderate Verbesserung

Anzahl (%) der Responder

Unterschied der Ansprechraten

32 (68,09 %) 11 (22,92 %)

45,17

6 Monaten behandelt.

Während der Behandlung betrug die durchschnittliche Cmax im Steady State 11,1 ± 1,9 g/l, der durchschnittliche IgG-

[95 %-KI] p-Werta [27,31, 63,03]

< 0,0001

Talspiegel betrug 6,2 ± 1,8 g/l. Die termi- nale Halbwertszeit von Gesamt-IgG betrug

Sekundär

Mindestens starke Verbesserung

Anzahl (%) der Responder

Unterschied der Ansprechraten

15 (31,91 %) 4 (8,33 %)

23,58

36 ± 11 Tage mit einem Median von 34 Ta-

gen. Das Verteilungsvolumen für das Ge- samt-IgG betrug 3,7 ± 1,4 l und die Ge- samt-Clearance betrug 0,07 ± 0,02 l/Tag.

[95 %-KI] p-Werta [8,13, 39,03]

0,0062

aCochran-Mantel-Haenszel-Test

„Mindestens moderate Verbesserung“ definiert als ≥ 40 Punkte auf der TIS-Skala und „Mindestens starke Verbesserung“ definiert als ≥ 60 Punkte auf der TIS-Skala, basierend auf sechs Kernmessgrößen: manuelle Muskeltests (MMT 8), ärztlich bewertete allgemeine Krankheitsaktivität (Global Disease Activity, GDA), extramuskuläre Krankheitsaktivität, vom Patienten bewertete GDA, Fragebogen zur Gesundheitsbeurteilung (Health Assessment Questionnaire, HAQ), Muskelenzyme

KI = Konfidenzintervall; n = Anzahl der Patienten; TIS = Total Improvement Score.

Tabelle 2. Total Improvement Score – Anteil der Responder in Woche 40

Pharmakokinetik

Normales Immunglobulin vom Menschen ist in der Blutbahn des Empfängers nach intravenöser Applikation sofort und voll- ständig verfügbar. Es wird relativ rasch zwischen Plasma und extravaskulärer Flüs- sigkeit verteilt. Nach ca. 3 – 5 Tagen ist das Gleichgewicht zwischen intra- und extra- vaskulären Kompartimenten erreicht.

Normales Immunglobulin vom Menschen hat eine durchschnittliche Halbwertzeit von 26 bis 41 Tagen, ermittelt bei Personen mit Immunmangel. Diese Halbwertzeit kann von Patient zu Patient schwanken, insbesondere bei primären Immunmangelkrankheiten. Es liegen für die Anwendung von Octagam 10 % bei immundefizienten Patienten keine formellen pharmakokinetischen Daten vor.

IgG und IgG-Komplexe werden in den Zellen des retikuloendothelialen Systems abgebaut.

Maltose

Wasser für Injektionszwecke

Weblinks
Packungen
OCTAGAM 10% Lsg zur i.v. Inf.1 DSF 100ml N1
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1.062,80 €
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10,00 €
Verpackung ist nicht auf der Liste.
1128386
OCTAGAM 10% Lsg zur i.v. Inf. 3 DSF 100ml N2
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