Fentanyl B. Braun 0,5 mg Injektionslösung
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Gluten/Laktose
Laktose: Nein
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Fachinfo - Fentanyl 0,5 mg
Fentanyl B. Braun ist ein kurzwirksames Opioid zur Verwendung
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zur Neuroleptanalgesie und Neuroleptan- ästhesie,
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als analgetische Komponente bei Anäs- thesien mit endotrachealer Intubation und Beatmung
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zur Schmerzbehandlung in der Intensiv- medizin bei Patienten mit Beatmung
Fentanyl B. Braun ist individuell zu dosieren, entsprechend Alter, Körpergewicht, körper- lichem Zustand, Erkrankungen, Begleitmedi- kation sowie Art des Eingriffs und Anästhe- sieverfahrens.
Erwachsene
Die folgenden Dosierungsleitlinien sind zu befolgen:
Prämedikation
1 – 2 ml Fentanyl B. Braun (entsprechend 50 – 100 Mikrogramm Fentanyl) intramusku- lär 30 – 60 Minuten vor dem chirurgischen Eingriff.
Analgetische Komponente bei Allgemein- anästhesie
Niedrige Dosis:
2 Mikrogramm Fentanyl/kg Körpergewicht. Fentanyl ist in niedriger Dosierung sehr gut geeignet zur Schmerzlinderung für kleine chirurgische Eingriffe.
Mittlere Dosis:
2 – 20 Mikrogramm Fentanyl/kg Körperge- wicht.
Je umfangreicher die chirurgische Maß- nahme, desto größer ist die erforderliche Dosis. Die Wirkdauer ist dosisabhängig.
Unter dieser Dosierung kommt es zu Atem- depression, die eine künstliche Beatmung während der Anästhesie sowie eine Über- wachung der postoperativen Atemtätigkeit erforderlich macht. Bei Bedarf können bei Stressreaktionen oder sonstigen Anzeichen für ein Abklingen der Anästhesie als Erhal- tungsdosis 0,5 – 2 ml Fentanyl B. Braun
(entsprechend 25 – 100 Mikrogramm Fentanyl) intravenös oder intramuskulär ver- abreicht werden.
Hohe Dosis:
20 – 50 Mikrogramm/kg Körpergewicht. Bei größeren und längeren chirurgischen Ein- griffen haben durch Stress ausgelöste Reak- tionen, die sich als Anstieg der Plasmakon- zentrationen von Wachstumshormon, Kate- cholaminen, antidiuretischem Hormon und Prolactin manifestieren, negative Auswirkun- gen auf Zustand und Prognose des Patien- ten. Es hat sich gezeigt, dass Fentanyl in Dosen von 20 – 50 Mikrogramm/kg Körper- gewicht Ausmaß und Folgen dieser Stress- antwort abschwächt.
Postoperativ sind nach Dosen dieser Höhe wegen der längeren Atemdepression aus- reichende Beatmung und Überwachung un- erlässlich. Bei Bedarf kann eine Erhaltungs- dosis im Bereich von 25 Mikrogramm Fentanyl bis zur Hälfte der Initialdosis unter Berücksichtigung des voraussichtlichen Operationsendes verabreicht werden.
Analgetische Komponente bei Regionalanäs- thesie
1 – 2 ml Fentanyl B. Braun (entsprechend 50 – 100 Mikrogramm Fentanyl) intramusku- lär oder langsam intravenös über 1 – 2 Mi- nuten, falls zusätzlich eine analgetische Maß- nahme erforderlich ist.
Falls keine postoperative Beatmung geplant ist, ist die Infusion 40 Minuten vor Operati- onsende zu beenden.
Sonstige Patientengruppen
Patienten mit einer der folgenden Erkran- kungen sollte die beabsichtigte Gesamt- dosis vorsichtig titrierend gegeben werden:
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Hypothyreose
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pulmonale Erkrankungen, vor allem solche mit verminderter Vitalkapazität
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Alkoholismus
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eingeschränkte Leberfunktion
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eingeschränkte Nierenfunktion
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Prostatahyperplasie
Bei diesen Patienten ist auch eine länger andauernde postoperative Überwachung angezeigt.
Ältere und geschwächte Patienten
Es ist ratsam, die Dosierung bei älteren und geschwächten Patienten zu verringern. Der Effekt der Initialdosis ist für die Berechnung weiterer Dosen zu berücksichtigen.
Extrem adipöse Patienten (BMI über 40 kg/ m2)
Bei extrem adipösen Patienten besteht das Risiko einer Überdosierung, wenn die Dosis auf Grundlage des Gesamtkörpergewichts berechnet wird. Die Fentanyl-Dosis sollte anhand der fettfreien Körpermasse errechnet werden, um zu hohe Dosen bei extrem adipösen Patienten zu vermeiden.
| Alter | Initialdosis | Nachinjektionen | |
| Spontanatmung | 2 – 11 Jahre | 1 – 3 Mikrogramm/kg | 1 – 1,25 Mikrogramm/kg |
| Assistierte Beatmung | 2 – 11 Jahre | 1 – 3 Mikrogramm/kg | 1 – 1,25 Mikrogramm/kg |
Patienten mit chronischem Opioidgebrauch Bei Patienten mit chronischer Opioidmedi- kation oder einem anamnestisch bekannten
Opioidmissbrauch kann eine Erhöhung der Dosis erforderlich sein.
Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel mit zentral dämpfender Wirkung erhalten
Es kann eine Dosisanpassung erforderlich sein, siehe Abschnitt 4.5.
Kinder und Jugendliche
Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren
Siehe Erwachsenendosierung
Kinder im Alter von 2 bis 11 Jahren
Siehe Tabelle unten
Kinder unter 2 Jahren
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Fentanyl bei Kindern unter 2 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen.
Anwendung bei Kindern
Eine Analgesie im Rahmen von Operationen, die Verstärkung einer Anästhesie mit Spon- tanatmung, die eine Analgesie bei einem spontan atmenden Kind einschließt, sollten als Teil einer Anästhesie oder Sedierung/ Analgesie nur angewendet werden, wenn erfahrenes Personal und Voraussetzungen zur Verfügung stehen, um eine Intubation bei plötzlicher Brustwandrigidität und eine Be- atmung bei Apnoe ermöglichen (siehe Ab- schnitt 4.4).
Art der AnwendungIntravenöse Anwendung, entweder als Bolus oder über eine Infusion.
Intramuskuläre Anwendung
Fentanyl sollte nur unter Voraussetzungen, die eine Beatmung ermöglichen, und durch Personal, das eine Beatmung durchführen kann, verabreicht werden. Reanimations- ausrüstung und Opioid-Antagonisten sind bereitzuhalten.
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Überempfindlichkeit gegen Fentanyl oder andere Opioide oder einen der in Ab- schnitt 6.1 genannten sonstigen Bestand- teile.
Fentanyl sollte Patienten mit Atemdepressi- on und obstruktiver Atemwegserkrankung nur mit besonderer Vorsicht verabreicht werden. Bei diesen Patienten ist die Atmung zu überwachen.
Fentanyl sollte nicht oder nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden bei:
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Störungen des Atemzentrums und der Hirnfunktion
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Phäochromozytom
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obstruktiven und entzündlichen Darmer- krankungen
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Kindern unter 2 Jahren.
Chronische Opioidtherapie oder Opioidab- hängigkeit
Bei Patienten mit Arzneimittelmissbrauch und -abhängigkeit in der Vorgeschichte ist
Fentanyl B. Braun 0,5 mg Injektionslösung
eine besonders sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiko einer Behandlung mit Fentanyl B. Braun erforderlich. Patienten unter einer chronischen Opioidtherapie oder mit einer Opioidabhängigkeit in der Vorge- schichte benötigen eventuell höhere Dosen Fentanyl.
Toleranz und Opioidgebrauchsstörung (Miss- brauch oder Abhängigkeit)
Bei wiederholter Gabe von Opioiden können sich Toleranz sowie physische und psychi- sche Abhängigkeit entwickeln.
Die wiederholte Anwendung von Fentanyl
B. Braun kann zu einer Opioidgebrauchs- störung führen. Missbrauch oder absichtliche Falschanwendung von Fentanyl B. Braun kann Überdosierung und/oder Tod zur Folge haben. Das Risiko für die Entwicklung einer Opioidgebrauchsstörung ist erhöht bei Pa- tienten mit Substanzgebrauchsstörungen (einschließlich Alkoholgebrauchsstörung) in der persönlichen oder familiären (Eltern oder Geschwister) Vorgeschichte, bei Rauchern oder bei Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen (z. B. Major Depression, Angststörungen und Persönlichkeitsstörun- gen) in der Anamnese.
Entzugssyndrom
Die wiederholte Gabe in kurzen Abständen über längere Zeiträume kann nach Beendi- gung der Behandlung zur Entwicklung eines Entzugssyndroms führen, was sich durch das Auftreten der folgenden Symptome äu- ßern kann: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Angst, Schüttelfrost, Tremor und Schwitzen.
Wirkungen auf die Atmung
Wie bei allen potenten Opioiden kann es unter der Behandlung mit Fentanyl bei eini- gen Patienten zu einer Atemdepression kommen. Die Atemdepression ist dosisab- hängig und kann durch spezifische Opioid- Antagonisten (z. B. Naloxon) aufgehoben werden. Da die Atemdepression länger an- dauern kann als die Wirkung des Opioid- Antagonisten, können weitere Dosen des Antagonisten erforderlich werden.
Eine tiefe Analgesie geht mit einer ausge- prägten Atemdepression einher, die in der postoperativen Phase anhalten oder wieder auftreten kann. Nach hohen Fentanyl-Dosen oder Fentanyl-Infusionen ist darauf zu ach- ten, dass vor der Verlegung aus dem Auf- wachraum eine ausreichende Spontanat- mung erreicht wurde und erhalten bleibt. Hyperventilation während der Anästhesie kann das Ansprechen des Patienten auf CO2 verändern, was postoperativ die Atmung beeinflussen kann.
Herzerkrankungen
Es kann zu Bradykardie und möglicherweise Herzstillstand kommen, wenn der Patient ein Anticholinergikum in unzureichender Menge erhalten hat oder wenn Fentanyl mit nicht vagolytischen Muskelrelaxanzien kombiniert wird. Eine Bradykardie kann durch Atropin antagonisiert werden.
Nach intravenöser Anwendung von Fentanyl kann es zu einem vorübergehenden Blut- druckabfall kommen, insbesondere bei hypo- volämischen Patienten. Es sollten geeignete Maßnahmen zur Aufrechterhaltung eines stabilen arteriellen Blutdrucks ergriffen wer- den.
Muskelrigidität, Myoklonus
Es kann eine Muskelrigidität (morphinartige Wirkung) auftreten. Eine Rigidität, die auch die Thoraxmuskulatur einbeziehen kann, kann mit folgenden Maßnahmen vermieden werden:
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langsame i. v. Injektion (normalerweise ausreichend bei niedrigeren Dosen)
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Prämedikation mit Benzodiazepinen
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Anwendung von Muskelrelaxanzien.
Es können nichtepileptische (myo)klonische Bewegungen auftreten.
Gallenwegserkrankungen
Wie bei anderen Opioiden kann, wegen der anticholinergen Effekte, die Anwendung von Fentanyl zu einem Anstieg des Gallengang- drucks führen, und in Einzelfällen könnten Krämpfe des Sphinkter Oddi beobachtet werden.
Kinder und Jugendliche
Verfahren, die eine Analgesie bei einem spontan atmenden Kind einschließen, sollten als Teil einer Anästhesie oder Sedierung/ Analgesie nur angewendet werden, wenn erfahrenes Personal und Voraussetzungen, die eine Intubation bei einer plötzlichen Brustwandrigidität oder eine Beatmung bei einer Apnoe ermöglichen, zur Verfügung stehen.
Zur Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor.
Neonatales Arzneimittelentzugssyndrom Wenn Frauen während der Schwangerschaft langfristig Opioide erhalten, besteht die Ge- fahr, dass bei ihren Neugeborenen ein neo- natales Arzneimittelentzugssyndrom auftritt (siehe Schwangerschaft).
Geburtshilfe
Die Anwendung während der Geburt (in- klusive Kaiserschnitt) wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.6).
Myasthenia gravis
Wie bei allen Opioid-Analgetika ist bei Ver- abreichung von Fentanyl an Patienten mit Myasthenia gravis Vorsicht geboten.
Erhöhter Hirndruck
Bei Patienten mit Beeinträchtigung der intra- zerebralen Compliance sind schnelle Bolus- injektionen von Opioiden zu vermeiden. Bei diesen Patienten war die vorübergehende Abnahme des arteriellen Mitteldrucks gele- gentlich mit einer vorübergehenden Reduk- tion des zerebralen Perfusionsdrucks ver- bunden.
Wechselwirkungen mit Antipsychotika
Wird Fentanyl mit einem Antipsychotikum kombiniert, sollte der Anwender mit den be- sonderen Eigenschaften beider Arzneimittel, insbesondere mit ihrer differierenden Wirk- dauer, vertraut sein. Wenn eine solche Kom- bination angewendet wird, führt dies häufiger zur Hypotonie. Antipsychotika können ex- trapyramidale Symptome hervorrufen, die mit Anti-Parkinsonmitteln kontrolliert werden können.
Risiken, die sich aus der gleichzeitigen An- wendung von zentral dämpfenden Arznei- mitteln, insbesondere von Benzodiazepinen oder verwandten Mitteln, ergeben
Die gleichzeitige Anwendung von Fentanyl
B. Braun und zentral dämpfenden Arznei- mitteln, insbesondere von Benzodiazepinen
oder verwandten Mitteln, bei spontan atmen- den Patienten kann das Risiko für eine tiefe Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod erhöhen. Wenn entschieden wird, Fentanyl
B. Braun gleichzeitig mit einem zentral dämp- fenden Arzneimittel, insbesondere einem Benzodiazepin oder einem verwandten Mittel, zu verabreichen, sollte die niedrigste wirksame Dosis beider Arzneimittel für die kürzest mögliche gleichzeitige Anwendung verabreicht werden. Die Patienten sind sorg- fältig hinsichtlich der Anzeichen und Symp- tome einer Atemdepression und tiefen Se- dierung zu überwachen. Insofern wird nach- drücklich empfohlen, die Patienten und ihre Betreuer darauf hinzuweisen, dass auf diese Symptome zu achten ist (siehe Ab- schnitt 4.5).
Serotoninsyndrom
Bei der Verabreichung von Fentanyl zu- sammen mit Arzneimitteln, die auf die sero- tonergen Neurotransmittersysteme wirken, ist Vorsicht angeraten.
Durch die gleichzeitige Anwendung von serotonergen Arzneimitteln wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnah- mehemmern (SNRI) sowie von Arzneimitteln, die den Serotoninstoffwechsel beeinträchti- gen (einschließlich Monoaminoxidase-Hem- mern [MAO-Hemmern]), kann sich ein po- tenziell lebensbedrohliches Serotoninsyn- drom entwickeln. Dies kann im Rahmen der empfohlenen Dosierung auftreten.
Bei einem Serotoninsyndrom kann es zu Veränderungen des psychischen Zustands (z. B. Agitiertheit, Halluzinationen, Koma), autonomer Instabilität (z. B. Tachykardie, Blutdruckschwankungen, Hyperthermie), neuromuskulären Anomalien (z. B. Reflex- steigerung, Koordinationsstörungen, Rigidi- tät) und/oder gastrointestinalen Symptomen (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe) kom- men.
Bei Verdacht auf ein Serotoninsyndrom ist ein zügiges Absetzen von Fentanyl in Er- wägung zu ziehen.
Opioidinduzierte Hyperalgesie
Bei der opioidinduzierten Hyperalgesie (OIH) handelt es sich um ein paradoxes Anspre- chen auf ein Opioid, insbesondere in hohen Dosen oder bei chronischer Anwendung, bei dem es trotz stabiler oder erhöhter Opioid- Exposition zu einer verstärkten Schmerz- wahrnehmung kommt. Sie unterscheidet sich von einer Toleranz, bei der höhere Opio- id-Dosen erforderlich sind, um dieselbe analgetische Wirkung zu erzielen oder wie- derkehrende Schmerzen zu behandeln. Eine OIH kann in Form einer verstärkten Schmerz- intensität, von generalisierteren Schmerzen (d. h. weniger fokalen Schmerzen) oder Schmerzen durch normale (d. h. nicht schmerzhafte) Stimuli (Allodynie) ohne Hin- weis auf ein Fortschreiten der Erkrankung auftreten. Wird eine OIH vermutet, sollte die Opioid-Dosis wenn möglich verringert oder ausgeschlichen werden.
Die Anwendung des Arzneimittels Fentanyl
B. Braun kann bei Dopingkontrollen zu po- sitiven Ergebnissen führen. Aufgrund der Nebenwirkungen des Fentanyls auf Nerven- system, Herz, Kreislauf und Atmung (siehe Abschnitt 4.8) kann die Anwendung des Arzneimittels Fentanyl B. Braun als Doping-
Fentanyl B. Braun 0,5 mg
Injektionslösung
mittel zu einer Gefährdung der Gesundheit führen.
Besondere Warnhinweise/Vorsichtsmaß- nahmen in Bezug auf sonstige Bestandteile Dieses Arzneimittel enthält 3,54 mg Natrium pro Milliliter, entsprechend 0,2 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.
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Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
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ZNS-dämpfende Arzneimittel
Die Anwendung einer Opioid-Prämedikation, von Barbituraten, Benzodiazepinen, Anti- psychotika, Stickstoffoxid, Clonidin, Etomi- dat, nicht depolarisierenden und nicht vago- lytischen Muskelrelaxanzien, Gabapentinoi- den (Gabapentin und Pregabalin) und ande- ren nicht selektiven ZNS-Depressoren kann die dämpfenden Wirkungen von Fentanyl auf das kardiovaskuläre System bzw. die Atem- wege verstärken oder verlängern.
Um besonders stark dämpfenden Wirkungen auf das kardiovaskuläre System bzw. die Atemwege vorzubeugen, kann eine Dosis- anpassung erforderlich sein (siehe auch Ab- schnitt 4.2).
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Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hem- mer)
Normalerweise wird ein Absetzen von MAO-Hemmern zwei Wochen vor einem chirurgischen Eingriff oder einer Anästhesie empfohlen. Allerdings beschreiben mehrere Berichte, dass die Anwendung von Fentanyl während chirurgischer Eingriffe oder Anäs- thesien bei Patienten, die MAO-Hemmer einnahmen, ohne Zwischenfall verlief.
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Serotonerge Arzneimittel
Die Verabreichung von Fentanyl zusammen mit einem serotonergen Wirkstoff, beispiels- weise einem selektiven Serotonin-Wieder- aufnahmehemmer (SSRI), einem Serotonin- Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) oder einem Monoaminoxidase-Hem- mer (MAO-Hemmer), kann das Risiko für ein Serotoninsyndrom, einen potenziell lebens- bedrohlichen Zustand, erhöhen (siehe Ab- schnitt 4.4).
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Substrate, Inhibitoren oder Induktoren des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP 3A4
Da Fentanyl (ein Wirkstoff mit hoher Clea- rance) hauptsächlich über das Cytochrom- P450-Isoenzym CYP 3A4 rasch und weitrei- chend metabolisiert wird, können gleich- zeitig verabreichte Wirksubstanzen, die Substrate, Inhibitoren oder Induktoren des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP 3A4 sind, die Pharmakokinetik von Fentanyl und damit auch seine Wirkung beeinflussen.
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CYP 3A4-Inhibitoren
Die Gabe von Fentanyl zusammen mit CYP3A4-Inhibitoren kann zu einem erhöhten Fentanyl-Plasmaspiegel füh- ren. Es wurden erhöhte Plasmaspiegel berichtet, und eine Dosisanpassung ist in Betracht zu ziehen, um eine beson- ders lang anhaltende oder verzögerte Atemdepression zu vermeiden. Dies gilt beispielsweise für Fluconazol, Voricon- azol, Cimetidin, Valproat und Ritonavir.
Hinweis: Itraconazol (ein wirksamer CYP3A4-Hemmer) hatte in einer Dosis von 200 mg/Tag oral über 4 Tage keine signifikante Wirkung auf die Pharma- kokinetik von Fentanyl i. v.
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CYP 3A4-Induktoren
Wirkstoffe wie Carbamazepin oder Phenytoin, die CYP3A4 induzieren, be- schleunigen die Plasma-Clearance von Fentanyl und senken damit die Wirk- samkeit von Fentanyl.
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CYP 3A4-Substrate
Die gleichzeitige Verabreichung mit anderen CYP 3A4-Substraten kann zu einem erhöhten Plasmaspiegel der je- weiligen Wirkstoffe, z. B. von manchen Benzodiazepinen, Carbamazepin, Phenytoin oder Valproat, führen.
Wirkung von Fentanyl auf andere Arznei- mittel
Die Dosierung anderer ZNS-dämpfender Arzneimittel sollte nach der Gabe von Fentanyl reduziert werden. Dies ist insbeson- dere nach einer Operation von Bedeutung, da eine tiefe Analgesie mit einer ausgepräg- ten Atemdepression einhergeht, die in der postoperativen Phase anhalten oder wieder auftreten kann. Die Anwendung eines ZNS- dämpfenden Arzneimittels, wie eines Benzo- diazepins oder verwandter Mittel, während dieser Phase kann das Risiko einer Atemde- pression überproportional erhöhen.
Die Plasmakonzentration von Etomidat steigt deutlich (um den Faktor 2 – 3), wenn es mit Fentanyl kombiniert wird. Die Plasma-Ge- samtclearance und das Verteilungsvolumen von Etomidat werden um den Faktor 2 – 3 ohne Änderung der Halbwertzeit gesenkt, wenn es mit Fentanyl zusammen verabreicht wird.
Die gleichzeitige Gabe von Fentanyl und in- travenösem Midazolam resultiert in einem Anstieg der terminalen Plasma-Halbwertzeit und einer Reduktion der Plasma-Clearance von Midazolam. Falls diese Arzneimittel zu- sammen mit Fentanyl verabreicht werden, kann es notwendig sein, dass deren Dosen reduziert werden müssen.
Andere Wechselwirkungen
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Alkohol
Fentanyl und Alkohol verstärken sich gegen- seitig in ihren Wirkungen.
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Schwangerschaft
Bisher liegen keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Fentanyl bei Schwangeren vor. Tierexperi- mentelle Studien haben eine Reproduktions- toxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Das mögliche Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Aus diesem Grund wird die An- wendung von Fentanyl während der Schwan- gerschaft nicht empfohlen.
Die chronische Anwendung von Opioiden während der Schwangerschaft kann beim Neugeborenen eine Arzneimittelabhängigkeit verursachen, was zum neonatalen Arznei- mittelentzugssyndrom führen kann.
Es wird geraten Fentanyl während der Wehen und unter der Geburt (inklusive Kaiserschnitt)
nicht anzuwenden, weil Fentanyl die Plazen- ta passiert und beim Neugeborenen zu einer Atemdepression führen kann. Falls Fentanyl dennoch angewendet wird, muss ein Gegen- mittel für das Kind jederzeit verfügbar sein. Der plazentare Transfer (Verhältnis fetal:ma- ternal) variiert von 0,44 bis 0,89.
In der Geburtshilfe darf Fentanyl erst nach dem Abklemmen der Nabelschnur intravenös angewendet werden.
Stillzeit
Fentanyl wird in die Muttermilch ausgeschie- den. Das Stillen sollte nach der Anwendung von Fentanyl für mindestens 24 Stunden unterbrochen werden.
Fertilität
Es liegen keine klinischen Daten vor.
Fentanyl hat großen Einfluss auf die Ver- kehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Be- dienen von Maschinen.
Nach Anwendung von Fentanyl soll der Patient angewiesen werden, für eine be- stimmte Zeit (mindestens 24 Stunden) nicht aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen, eine Maschine zu bedienen oder ohne sicheren Halt zu arbeiten. Der Patient darf sich nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.
Die meisten Nebenwirkungen, die während und nach der Anwendung von Fentanyl be- obachtet wurden, sind eng mit der Wirkungs- weise des Fentanyls verknüpft. Daher sind, mit Ausnahme der Überempfindlichkeitsreak- tionen, sowohl die Häufigkeit als auch der Schweregrad der Nebenwirkungen dosis- abhängig. Die nachstehend angegebenen Häufigkeiten beziehen sich auf den normalen klinischen Dosierungsbereich. Im Einzelnen wurden folgende Nebenwirkungen beobach- tet:
Auflistung der NebenwirkungenDefinition der in diesem Abschnitt verwen- deten Häufigkeitsangaben:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) Gelegentlich (≥ 1/1 000 bis < 1/100) Selten (≥ 1/10 000 bis < 1/1 000) Sehr selten (< 1/10 000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Erkrankungen des Immunsystems
Häufig: Überempfindlichkeitsreak- tionen
Endokrine Erkrankungen
Sehr häufig: Freisetzung von antidiure-
tischem Hormon
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Agitiertheit Gelegentlich: Euphorische Stimmung
Nicht bekannt: Delirium, Unruhe, postope-
rative Episoden mit Hallu- zinationen, Toleranzent- wicklung bei längerer, insbesondere wiederholter Anwendung; die Entwick-
Fentanyl B. Braun 0,5 mg Injektionslösung
lung einer Abhängigkeit ist nicht auszuschließen
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Benommenheit, Sedierung,
Schwindel, erhöhter Hirn- druck
Häufig: Verwirrtheit, zentrale Dämpfung, Dyskinesie
Selten: Konvulsionen
Nicht bekannt: Myoklonus, Serotoninsyn-
drom (siehe Abschnitt 4.4), Kopfschmerzen, Verlust des Bewusstseins
Augenerkrankungen
Sehr häufig: Miosis
Häufig: Sehstörungen
Herzerkrankungen
Häufig: Herzrhythmusstörungen, Tachykardie, Bradykardie
Selten: Schwere Bradykardie, bis hin zum Herzstillstand
Bradykardien können durch die Gabe von Atropin aufgehoben werden.
Gefäßerkrankungen
Sehr häufig: Periphere Vasodilatation Häufig: Hypotonie, Hypertonie Nicht bekannt: Orthostasesyndrom, Blut-
druckschwankungen
Erkrankungen der Atemwege, des Brust- raums und Mediastinums
Sehr häufig: Husten bei Einleitung der
Anästhesie (dosisabhän- gig)
Häufig: Vorübergehender Atem- stillstand, postoperative Atemdepression
Selten: Hyperkapnie, Laryngo- spasmus, schwere Atem- depression bis hin zum Atemstillstand (bei hohen Dosen). Die Atemdepres- sion kann länger anhalten als die analgetische Wir- kung, sie kann außerdem postoperativ erneut auf- treten. Ein postoperatives Monitoring ist daher zwin- gend notwendig.
Sehr selten: Bronchospasmus, Lungen- ödem
Das Einlegen eines Narkosetubus kann durch Glottisverschluss aufgrund Glottisrigidität erschwert sein.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen Häufig: Verstopfung aufgrund der
opiatspezifischen Wirkun- gen an der glatten Musku- latur
Gelegentlich: Dysphagie Nicht bekannt: Ileus
Erkrankungen der Haut und des Unter- hautgewebes
Häufig: Schwitzen, Pruritus und Urtikaria
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr häufig: Nach i. v. Gabe hoher
Dosen kann erhöhte Ske- lettmuskelspannung (Mus- kelrigidität), insbesondere Thoraxsteife mit atmungs-
hemmender Wirkung auf- treten. Bei Muskelrigidität können Muskelrelaxanzien gegeben werden.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Häufig: Harnretention
Allgemeine Erkrankungen und Be- schwerden am Verabreichungsort Gelegentlich: Schüttelfrost, Hypothermie Nicht bekannt: Gewöhnung, Arzneimittel-
entzugssyndrom (siehe Abschnitt 4.4), Fieber
Verletzung, Vergiftung und durch Ein- griffe bedingte Komplikationen Gelegentlich: Postoperative Verwirrtheit,
postoperative Agitiertheit
Kinder und JugendlicheNach der Infusion von Fentanyl bei Kindern über einen längeren Zeitraum wurden Be- wegungsstörungen, erhöhte Empfindlichkeit und Opioid-Entzugssymptome beobachtet.
Meldung des Verdachts auf Nebenwir- kungenDie Meldung des Verdachts auf Nebenwir- kungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuier- liche Überwachung des Nutzen-Risiko-Ver- hältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bun- desinstitut für Arzneimittel und Medizinpro- dukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg- Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.
Symptome
Eine Fentanyl-Überdosierung äußert sich im Allgemeinen als eine Ausweitung der phar- makologischen Wirkung. Je nach Empfind- lichkeit des/der Betroffenen imponiert im klinischen Bild die Atemdepression, die alle Grade von Bradypnoe (verlangsamte At- mung) bis Apnoe (Atemstillstand) annehmen kann. Mögliche andere Symptome einer Überdosierung sind Bradykardie bis hin zur Asystolie, Blutdruckabfall, Kreislaufversagen, Koma, krampfähnlichen Anfällen, Muskelri- gidität des Brustbereiches, des Körper- stamms und der Extremitäten, Lungenödem.
Im Zusammenhang mit einer Fentanyl- überdosierung wurde toxische Leukenze- phalopathie beobachtet.
Behandlung
Bei Ateminsuffizienz oder Apnoe muss die Sauerstoffzufuhr gewährleistet werden, eine assistierte/kontrollierte Beatmung kann er- forderlich werden. Ein Opiatantagonist wie Naloxon kann zur Kontrolle der Atemde- pression eingesetzt werden.
Durch Muskelrigidität bedingte Beatmungs- probleme lassen sich durch Injektion von peripher wirkenden Muskelrelaxanzien ver- mindern bzw. beseitigen.
Der Patient sollte im Verlauf unter intensiver Beobachtung bleiben; auf normale Körper- temperatur und eine ausgeglichene Flüssig- keitsbilanz ist zu achten. Bei schwerer oder persistierender Hypotonie besteht die Mög- lichkeit einer Hypovolämie, die durch paren-
terale Flüssigkeitszufuhr ausgeglichen wer- den kann.
Pharmakologische Eigenschaften - Fentanyl 0,5 mg
Pharmakotherapeutische Gruppe: Opioidan- ästhetika, ATC-Code: N01A H01
Wirkmechanismus
Fentanyl ist ein analgetisch und sedativ wirkendes Opioid mit μ-agonistischen Ei- genschaften, das auch eine dem Morphin entsprechende Aktivität zu den δ- und κ-Re- zeptoren besitzt.
Therapeutische Wirkung
100 Mikrogramm i. v. Fentanyl sind äquian- algetisch zu etwa 10 mg parenteralem Mor- phin. Obwohl die Wirkung schnell einsetzt, wird der maximale analgetische und atemde- pressorische Effekt erst nach mehreren Minuten erreicht.
Üblicherweise beträgt die Dauer der analge- tischen Wirkung nach intravenöser Injektion von 100 Mikrogramm Fentanyl etwa 30 Min.
Sonstige pharmakologische Wirkungen
Fentanyl zeichnet sich durch eine relativ geringe Herz-Kreislauf-Belastung aus, hat aber eine starke atemdepressive Wirkung. Stress induzierte hormonale Veränderungen werden durch Fentanyl nicht zuverlässig unterdrückt. Ein Blutdruckanstieg als Folge intraoperativer Schmerzreize kann trotz einer hohen Fentanyldosierung auftreten. Abhän- gig von Dosis und Injektionsgeschwindigkeit kann Fentanyl muskulösen Rigor, Euphorie, Miosis und Bradykardie auslösen. Serum- analysen und intradermale Tests auf Histamin haben beim Menschen – ebenso wie in-vivo- Tests beim Hund – gezeigt, dass eine klinisch relevante Histaminausschüttung unter Fentanyl ein seltenes Ereignis ist.
Alle Effekte von Fentanyl sind durch einen Opiatantagonisten wie Naloxon reversibel.
Verteilung
Nach intravenöser Injektion fallen die Plasma- konzentrationen von Fentanyl rasch ab. Die Verteilung von Fentanyl verläuft in 3 Phasen, mit Halbwertzeiten von etwa 1 Minute, 15 Minuten und 6 Stunden. Das Verteilungs- volumen des zentralen Kompartiments be- trägt etwa 15 Liter, das Gesamtverteilungs- volumen etwa 400 Liter. Zweite Spitzen-Plas- maspiegel können auftreten.
Fentanyl wird zu 80 – 85 % an Plasmapro- teine gebunden.
Biotransformation und Elimination
Fentanyl wird schnell und hauptsächlich in der Leber über CYP 3A4 metabolisiert, v. a. über eine oxidative N-Desalkylierung. Die Clearance beträgt etwa 0,5 Liter/kg/Stunde. Etwa 75 % der verabreichten Dosis werden innerhalb von 72 Stunden ausgeschieden. Nur etwa 10 % werden als unveränderte Sub- stanz ausgeschieden. Speziell bei älteren Patienten oder nach wiederholten Gaben kann die Halbwertzeit verlängert sein.
Fentanyl B. Braun 0,5 mg
Injektionslösung