Anbinex® 1000 I.E., Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
Laktose: Nein
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Angeborener Mangel an Antithrombin:
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Prophylaxe von tiefer Venenthrombose und Thromboembolie in klinischen Risikosituationen (insbesondere wäh- rend operativer Eingriffe oder während Schwangerschaft und Geburt) in Ver- bindung mit Heparin-Gabe soweit dies indiziert ist.
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Verhinderung des Fortschreitens von tiefer Venenthrombose und Thrombo- embolie in Verbindung mit Heparin- Gabe soweit dies indiziert ist.
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Erworbener Mangel an Antithrombin
Februar 2022 9030085
Die Behandlung sollte unter Überwachung eines Arztes erfolgen, der Erfahrung in der Therapie von Patienten mit Antithrombin- Mangel besitzt.
Dosierung
Bei angeborenem Mangel sollte die Dosie- rung unter Berücksichtigung der Familien- anamnese in Bezug auf thromboembolische Ereignisse, der tatsächlichen klinischen Ri- sikofaktoren und der Laboruntersuchungen individuell für den Patienten angepasst wer- den.
Die Dosierung und Dauer der Substitutions- therapie bei erworbenem Mangel hängt vom Antithrombin-Plasmaspiegel, von Anzeichen erhöhten Verbrauchs, der zu Grunde liegen- den Erkrankung und der Schwere der klini- schen Symptome ab. Die Menge und Häu- figkeit der Verabreichungen sollte sich im Einzelfall stets nach der klinischen Wirksam- keit und den Laborergebnissen richten.
Die Menge der verabreichten Antithrombin- Einheiten wird in Internationalen Einheiten (I.E.) angegeben, die vom aktuellen WHO- Standard für Antithrombin-Produkte abge- leitet sind. Die Antithrombin-Aktivität im Plasma wird entweder als Prozentsatz (rela- tiv zu normalem menschlichem Plasma) oder in Internationalen Einheiten (relativ zum Internationalen Standard für Antithrombin im Plasma) angegeben.
Eine Internationale Einheit (I.E.) Antithrom- bin entspricht der Antithrombin-Aktivität in einem Milliliter normalen menschlichen Plasmas. Die Berechnung der benötigten Antithrombin-Dosierung basiert auf der em- pirischen Beobachtung, dass eine Interna- tionale Einheit (I.E.) Antithrombin pro kg Körpergewicht die Antithrombin-Aktivität im Plasma um etwa 1,1 bis 1,6 % erhöht.
Die Anfangsdosis wird nach folgender For- mel berechnet:
Erforderliche Einheiten = Körpergewicht (kg) × (100 – aktuelle Antithrombin-Akti- vität [%]) × 0,8
Die angestrebte anfängliche Antithrombin- Aktivität hängt vom klinischen Zustand des Patienten ab. Ist die Indikation für die Anti- thrombin-Substitution eindeutig geklärt, soll- te die Dosierung ausreichend sein um die angestrebte Antithrombin-Aktivität zu errei- chen und einen wirksamen Spiegel zu erhal- ten. Die Dosierung sollte auf Basis der Be- stimmung der Antithrombin-Aktivität, welche bis zur Stabilisierung des Patienten mindes- tens zweimal täglich, danach einmal täglich (bevorzugt unmittelbar vor der nächsten In- jektion) durchgeführt werden soll, festge- setzt und überwacht werden. Bei einer Än- derung der Dosierung sollten sowohl Anzei- chen eines erhöhten Antithrombin-Ver- brauchs als auch der klinische Verlauf be- rücksichtigt werden. Für die Dauer der Behandlung sollte eine Antithrombin-Aktivi- tät über 80 % erreicht werden, es sei denn klinische Besonderheiten sprechen für einen anderen Wirkspiegel.
Die übliche Anfangsdosierung bei angebo- renem Mangel liegt bei 30 bis 50 I.E./kg.
Danach sollte die Dosis und Häufigkeit so- wie die Dauer der Behandlung an die Labor- werte und die klinische Situation angepasst werden.
Kinder und Jugendliche
Es liegen nicht genügend Daten aus klini- schen Studien über die Behandlung von Kindern unter 6 Jahren vor.
Art der Anwendung
Das Auflösen der Zubereitung erfolgt wie in Abschnitt 6.6. beschrieben.
Anbinex® soll intravenös mit einer maxima- len Infusionsgeschwindigkeit von 0,08 ml/ kg/min verabreicht werden.
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Wie bei jedem intravenös zu verabreichen- den proteinhaltigen Produkt sind allergische Überempfindlichkeitsreaktionen möglich.
Die Patienten müssen engmaschig über- wacht werden und sorgfältig auf Symptome während der Infusion beobachtet werden. Die Patienten sollten über frühe Zeichen von Überempfindlichkeitsreaktionen, wie Aus- schlag, generalisierte Urtikaria, Engegefühl in der Brust, Giemen, Hypotonie und Ana- phylaxie informiert werden. Wenn diese Symptome auftreten, sollen sie sofort ihren Arzt informieren.
Beim Auftreten von Schocksymptomen, sind die aktuellen medizinischen Empfeh- lungen für Schocktherapie zu befolgen.
Standardmaßnahmen zur Verhütung von Infektionen durch Arzneimittel aus mensch- lichem Blut oder Plasma beinhalten die Auswahl der Spender, die Untersuchung der einzelnen Spenden und der Plasma- pools auf spezifische Infektionsmarker und die Aufnahme von Herstellungsschritten zur wirksamen Inaktivierung/Eliminierung von Viren. Trotz dieser Maßnahmen kann bei der Anwendung von Arzneimitteln, die aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellt werden, die Möglichkeit der Übertragung einer Infektion nicht vollständig ausge- schlossen werden. Dies trifft auch für alle unbekannten oder neu auftauchenden Viren oder anderen Krankheitserreger zu.
Die durchgeführten Maßnahmen (Pasteuri- sierung, Nanofiltration) werden bei umhüll- ten Viren wie dem Human Immunodeficien- cy Virus (HIV), dem Hepatitis-B-Virus (HBV) und dem Hepatitis-C-Virus (HCV) sowie bei dem nicht-umhüllten Hepatitis-A-Virus als wirksam erachtet. Die Maßnahmen können von begrenzter Wirksamkeit gegen nicht- umhüllte Viren wie Parvovirus B19 sein.
Eine Parvovirus-B19-Infektion während der Schwangerschaft kann schwerwiegende Folgen haben (fetale Infektion). Ebenfalls gefährdet sind Personen mit Immunschwä- che oder gesteigerter Erythropoese (z. B. bei hämolytischer Anämie).
Bei Patienten, die regelmäßig/wiederholt Antithrombin-Produkte aus menschlichem Plasma erhalten, sollte eine entsprechende Impfung (Hepatitis A und Hepatitis B) in Er- wägung gezogen werden.
Es wird darauf hingewiesen, dass gemäß Transfusionsgesetz bei jeder Behandlung eines Patienten mit Anbinex® der Produkt- name und die Chargenbezeichnung doku- mentiert werden müssen, um eine Verbin- dung zwischen dem Patienten und der ver- wendeten Charge sicherzustellen.
Folgende Laboruntersuchungen sind bei gemeinsamer Gabe von Antithrombin und Heparin sinnvoll:
– Um die Heparindosis anzupassen und zur Vermeidung einer überschießenden Ge- rinnungshemmung, sollten regelmäßige
Kontrollen (APPT und – wo sinnvoll – anti- FXa-Aktivität) in engen Intervallen und ins- besondere während der ersten Minuten/ Stunden nach Gabe von Antithrombin durchgeführt werden.
– Tägliche Bestimmung des Antithrombin- Spiegels zur Anpassung der individuellen Dosis, da eine längere Behandlung mit nicht-fraktioniertem Heparin zu einer Ver- ringerung des Antithrombin-Spiegels füh- ren kann.
Anbinex® 500 I.E. enthält 1,45 mmol Na- trium pro 10 ml Lösung. Anbinex® 1000 I.E. enthält 2,90 mmol Natrium pro 20 ml Lö- sung. Dies muss bei Patienten, die eine na- triumarme Diät einhalten müssen, berück- sichtigt werden.
Kinder und Jugendliche
Daten aus klinischen Studien und systema- tischen Übersichtsarbeiten über die Verwen- dung von Antithrombin bei der Behandlung von Frühgeborenen in der nicht genehmig- ten Indikation „Atemnotsyndrom des Neu- geborenen (IRDS)“ deuten auf ein erhöhtes Risiko für intrakranielle Blutungen und Mor- talität hin, bei gleichzeitig fehlendem Nach- weis von positiven Wirkungen in dieser Pa- tientenpopulation.
Heparin: Antithrombin-Substitution wäh- rend der Behandlung mit therapeutischen Dosen von Heparin erhöht das Risiko von Blutungen. Die Wirkung von Antithrombin wird durch Heparin deutlich verstärkt. Die Halbwertszeit von Antithrombin kann bei gleichzeitiger Behandlung mit Heparin auf- grund des erhöhten Antithrombin-Ver- brauchs stark erniedrigt sein. Die kombi- nierte Gabe von Heparin und Antithrombin muss bei Patienten mit erhöhtem Risiko von Blutungen deshalb engmaschig überprüft werden.
Die Erfahrung zur Sicherheit des Einsatzes von Antithrombin-Produkten während der Schwangerschaft ist begrenzt.
Unter Berücksichtigung des erhöhten Risi- kos thromboembolischer Ereignisse wäh- rend der Schwangerschaft kann Anbinex® schwangeren und stillenden Frauen mit Antithrombin-Mangel bei eindeutiger Indi- kationsstellung verabreicht werden.
Anbinex® hat keinen Einfluss auf die Ver- kehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Be- dienen von Maschinen.
In klinischen Studien mit Anbinex® bzw. dem Vorläuferprodukt wurden keine Nebenwir- kungen berichtet.
Generell können bei der Behandlung mit Antithrombin vom Menschen folgende Ne- benwirkungen auftreten: Überempfindlich- keit oder allergische Reaktionen (wie z. B.
Quincke-Ödem, Brennen und Stechen an der Einstichstelle, Schüttelfrost, Hitzege- fühl, generalisierte Urtikaria, Kopfschmerz, Quaddeln, Hypotonie, Lethargie, Übelkeit, Ruhelosigkeit, Tachykardie, Engegefühl in der Brust, Kribbeln, Erbrechen, Giemen) wurden selten beobachtet. Diese Reaktio- nen können in einigen Fällen zu schwerer Anaphylaxie (mit Schock) führen. Beim Auf- treten von Schocksymptomen, sind die aktuellen medizinischen Empfehlungen für Schocktherapie zu befolgen.
In seltenen Fällen wurde Fieber beobachtet.
Informationen zur Sicherheit hinsichtlich übertragbarer Krankheiten: siehe 4.4.
Meldung des Verdachts auf Nebenwir- kungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwir- kungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuier- liche Überwachung des Nutzen-Risiko-Ver- hältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, je- den Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedi- zinische Arzneimittel, Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Straße 51 – 59, 63225 Langen,
Tel: + 49 6103 77 0, Fax: + 49 6103 77 1234,
Website: www.pei.de anzuzeigen.
Pharmakotherapeutische Gruppe: Anti- thrombotika: Heparin-Gruppe
ATC-Code: B01AB02
Antithrombin ist ein Glykoprotein von 58 kD und 432 Aminosäuren und gehört zur Grup- pe der Serpine (Serinprotease-Inhibitoren). Es ist einer der wichtigsten Inhibitoren der Blutgerinnung. Die am stärksten inhibierten Faktoren sind Thrombin und Faktor Xa, aber auch Faktoren der Kontaktaktivierung, des intrinsischen Systems sowie der Faktor VIIa/Gewebefaktor-Komplex werden ge- hemmt. Die Antithrombin-Aktivität wird durch Heparin deutlich erhöht und die anti- koagulatorische Wirkung von Heparin ist abhängig von der Gegenwart Antithrom- bins.
Antithrombin enthält zwei funktionell wichti- ge Domänen. Die erste enthält das reaktive Zentrum und dient als Spaltstelle für Pro- teinasen wie Thrombin, eine Voraussetzung zur Bildung eines stabilen Proteinase-Inhi- bitor-Komplexes. Die zweite ist ein Glyko- saminoglykan-Bindungsbereich, der für die Wechselwirkung mit Heparin und verwand- ten Substanzen, welche die Hemmung von Thrombin verstärken, zuständig ist. Die Komplexe aus Inhibitor und Gerinnungsen- zym werden über das retikuloendotheliale System abgebaut.
Die Antithrombin-Aktivität bei Erwachsenen beträgt 80 – 120 % und bei Neugeborenen ca. 40 – 60 %.
Pharmakokinetische Studien zu Antithrom- bin zeigen eine mittlere Halbwertszeit von etwa 3 Tagen. Die Halbwertszeit kann bei gleichzeitiger Heparinbehandlung auf ca. 1,5 Tage absinken. In Zuständen hohen Verbrauchs kann sie sogar auf Stunden ab- fallen.
Folgende Ergebnisse wurden in einer klini- schen Studie mit Anbinex® bei Patienten mit angeborenem Antithrombin-Mangel an- hand eines unabhängigen Analysenmodells ermittelt:
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Incremental recovery: 1,3 ± 0,2 I.E./dl/ I.E./kg mit einem Bereich von 1,1 bis 1,6 % (basierend auf der Aktivitätsbe- stimmung)
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Area under curve (AUC): 66,5 ± 15,4 I.E. h/l
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Terminale Halbwertszeit: 98,1 ± 45,0 h (basierend auf der Aktivitätsbestimmung)
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Mean residence time (MRT): 121,7 ± 52,1 h
– Clearance: 0,931 ± 0,214 ml/h/kg.