Methylthioniniumchlorid Proveblue 5 mg/ml Injektionslösung, 2 ml
Laktose: Nein
Akute symptomatische Behandlung einer durch Arzneimittel und Chemikalien induzierten Methämoglobinämie. Methylthioniniumchlorid Proveblue wird angewendet bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen (im Alter von 0 bis 17 Jahren).
Methylthioniniumchlorid Proveblue ist von Ärzten bzw. medizinischem Fachpersonal zu verabreichen.
Dosierung:
Erwachsene
Die übliche Dosis ist 1 bis 2 mg pro kg Körpergewicht, d. h. 0,2-0,4 ml pro kg Körpergewicht, verabreicht über einen Zeitraum von 5 Minuten. Eine Wiederholungsdosis (1 bis 2 mg/kg Körpergewicht, d. h. 0,2-0,4 ml/kg Körpergewicht) kann eine Stunde nach der ersten Dosis verabreicht werden, wenn die Symptome persistieren oder rezidivieren oder wenn die Methämoglobinspiegel wesentlich höher als der klinische Normalbereich bleiben. Die Behandlung dauert üblicherweise nicht länger als einen Tag.
Die empfohlene kumulative Höchstdosis für die Behandlung beträgt 7 mg/kg und soll nicht überschritten werden, da die Verabreichung von Methylthioniniumchlorid über der Höchstdosis bei anfälligen Patienten eine Methämoglobinämie verursachen kann. Im Falle einer durch Anilin oder Dapson induzierten Methämoglobinämie ist die empfohlene kumulative Höchstdosis für die Behandlung 4 mg/kg (siehe Abschnitt 4.4) Da zu wenige Daten zur Verfügung stehen, kann keine Dosierungsempfehlung für eine Dauerinfusion gegeben werden.
Besondere Patientengruppen
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Nierenfunktionsstörung
Methylthioniniumchlorid ist bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Niereninsuffizienz mit Vorsicht anzuwenden, da nur begrenzte Daten zur Verfügung stehen und Methylthioniniumchlorid überwiegend renal ausgeschieden wird. Gegebenenfalls können niedrigere Dosen (< 1 mg/kg) erforderlich sein.
Leberfunktionsstörung
Es liegen keine Erfahrungen bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung vor.
Kinder und Jugendliche
Säuglinge über 3 Monate, Kinder und Jugendliche: Dieselbe Dosierung wie bei Erwachsenen.
Säuglinge bis 3 Monate und Neugeborene: Die empfohlene Dosis ist 0,3-0,5 mg/kg Körpergewicht, d. h. 0,06 bis 0,1 ml/kg Körpergewicht, verabreicht über einen Zeitraum von 5 Minuten. Eine Wiederholungsdosis (0,3 bis 0,5 mg/kg Körpergewicht, d. h. 0,06-0,1 ml/kg Körpergewicht) kann eine Stunde nach der ersten Dosis verabreicht werden, wenn die Symptome persistieren oder rezidivieren oder wenn die Methämoglobinspiegel wesentlich höher als der klinische Normalbereich bleiben. (siehe wichtige Sicherheitshinweise in Abschnitt 4.4)
Die Behandlung dauert üblicherweise nicht länger als einen Tag.
Art der Anwendung:
Zur intravenösen Anwendung. Methylthioniniumchlorid Proveblue ist hypotonisch und kann in 50 ml Glucose-Injektionslösung 50 mg/ml (5 %) verdünnt werden, um lokale Schmerzen zu vermeiden, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Es muss sehr langsam über einen Zeitraum von 5 Minuten injiziert werden.
Es darf nicht subkutan oder intrathekal injiziert werden. Hinweise zur Handhabung und Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt 6.6.
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Thiazinfarbstoffe;
- Patienten mit Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (G6PD);
- Mangel aufgrund des Risikos einer hämolytischen Anämie;
- Patienten mit durch Nitrit induzierter Methämoglobinämie während der Behandlung von Zyanid-Vergiftung;
- Patienten mit Methämoglobinämie durch Chloratvergiftung;
- Mangel an NADPH (Nicotinamidadenin-dinucleotid-phosphat) -Reduktase.
Allgemein:
Methylthioniniumchlorid Proveblue muss sehr langsam über einen Zeitraum von 5 Minuten injiziert werden, um zu verhindern, dass hohe lokale Konzentrationen der Substanz zusätzliches Methämoglobin produzieren. Es verleiht dem Urin und dem Stuhl eine blaugrüne Farbe sowie der Haut eine blaue Farbe, was die Diagnose einer Zyanose erschweren kann. Bei Patienten mit durch Anilin induzierter Methämoglobinämie können wiederholte Dosen von Methylthioniniumchlorid erforderlich sein. Während der Behandlung mit Methylthioniniumchlorid ist Vorsicht geboten, da diese Behandlung die Bildung von Heinz-Körpern verstärken und die hämolytische Anämie verschlimmern kann. Daher sollten niedrigere Dosen in Betracht gezogen und eine kumulative Gesamtdosis von 4 mg/kg nicht überschritten werden.
Methylthioniniumchlorid Proveblue kann eine durch Dapson induzierte hämolytische Anämie aufgrund der Bildung des reaktiven Metaboliten Dapsonhydroxylamin, der Hämoglobin oxidiert, verschlimmern.
Es wird empfohlen, bei Patienten mit einer durch Dapson induzierten Methämoglobinämie im Laufe der Behandlung eine kumulative Dosis von 4 mg/kg nicht zu überschreiten. Bei Verdacht auf Methämoglobinämie ist es ratsam, die Sauerstoffsättigung nach Möglichkeit mittels CO-Oxymetrie zu messen, da die Pulsoxymetrie während der Verabreichung von Methylthioniniumchlorid einen falschen Messwert für die Sauerstoffsättigung liefern kann.
Anästhesisten sollten bei Patienten unter Dapsontherapie sorgfältig auf eine Methämoglobinämie und bei Verabreichung von Methylthioniniumchlorid Proveblue auf eine mögliche Störung des BIS (Bispektraler Index) achten.
Während und nach der Behandlung mit Methylthioniniumchlorid Proveblue sind das Elektrokardiogramm (EKG) und der Blutdruck zu überwachen, da Hypotonie und Herzrhythmusstörungen mögliche Nebenwirkungen sind. (siehe Abschnitt 4.8).
Ein Nichtansprechen auf Methylthioniniumchlorid deutet auf einen Cytochrom-b5-Reduktase-Mangel, einen Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel oder eine Sulfhämoglobinämie hin.
In diesem Fall sollten alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden.
Methylthioniniumchlorid kann bei Anwendung in Kombination mit serotonergen Arzneimitteln ein schweres oder tödlich verlaufendes Serotoninsyndrom verursachen. Die gleichzeitige Anwendung von Methylthioniniumchlorid und selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), Serotonin- Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs) und Monoaminooxidase-Hemmern ist zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.5).
Patienten, die mit einer Kombination aus Methylthioniniumchlorid und serotonergen Arzneimitteln behandelt werden, sollten hinsichtlich des Auftretens des Serotoninsyndroms überwacht werden. Falls Symptome eines Serotoninsyndroms auftreten, ist Methylthioniniumchlorid abzusetzen und eine unterstützende Behandlung einzuleiten.
Patienten mit Hyperglykämie oder Diabetes mellitus:
Bei Verdünnung in Glucose-Injektionslösung 50 mg/ml (5 %) ist Methylthioniniumchlorid bei Patienten mit Hyperglykämie oder Diabetes mellitus mit Vorsicht anzuwenden, da diese Zustände durch die Glucoselösung verschlimmert werden können.
Kinder und Jugendliche
Äußerste Vorsicht ist bei Verabreichung an Neugeborene und Säuglinge unter 3 Monaten geboten, da bei ihnen niedrigere Konzentrationen von NADPH-Methämoglobin-Reduktase erforderlich sind, um Methämoglobin zu Hämoglobin zu reduzierend. Daher sind diese Kinder anfälliger für eine durch hohe Dosen von Methylthioniniumchlorid ausgelöste Methämoglobinämie.
Photosensitivität
Methylthioniniumchlorid kann eine kutane Photosensitivitätsreaktion verursachen bei Exposition mit starken Lichtquellen, wie Phototherapie, solche, die in Operationssälen verfügbar sind oder lokale Beleuchtungsvorrichtungen wie Pulsoximeter.
Empfehlen Sie den Patienten, Schutzmaßnahmen gegen Lichteinwirkung zu ergreifen, da Photosensitivität nach der Verabreichung von Methylthioniniumchlorid auftreten kann.
Methylthioniniumchlorid sollte vermieden werden bei Patienten unter Behandlung mit Arzneimitteln, die die Serotonin-Wirkung verstärken, weil die Möglichkeit schwerer zentralnervöser Reaktionen besteht, darunter das potenziell tödlich verlaufende Serotoninsyndrom. Dazu gehören SSRI Proveblue 5mg/ml Injektionslösung (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer), Bupropion, Buspiron, Clomipramin, Mirtazapin und Venlafaxin. Wenn die intravenöse Anwendung von Methylthioniniumchlorid bei Patienten, die mit solchen Arzneimitteln behandelt werden, nicht vermeidbar ist, sollte die niedrigstmögliche Dosis gewählt und der Patient bis zu 4 Stunden nach der Verabreichung sorgfältig auf zentralnervöse Wirkungen überwacht werden. (siehe Abschnitte 4.4 und 4.8).
Methylthioniniumchlorid ist ein In-vitro-Inhibitor von CYP1A2, 2B6, 2C8, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A4/5. Eine klinische Relevanz der erhöhten Plasmakonzentration von gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln, die Substrate von CYP 1A2, 2B6, 2C8, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A sind, kann nicht ausgeschlossen werden.
Methylthioniniumchlorid ist ein In-vitro-Induktor von CYP1A2.
Die klinische Relevanz dieser Beobachtung ist nicht bekannt. Die Verabreichung von Methylthioniniumchlorid Proveblue kann die Clearance von gleichzeitig verabreichten Medikamenten, die hauptsächlich durch diese Enzyme metabolisiert werden, vorrübergehend erhöhen oder verringern.
Die klinische Relevanz wird jedoch als minimal eingeschätzt, da Methylthioniniumchlorid Proveblue oft nur einmal und in einer akuten Notsituation verwendet wird.
Methylthioniniumchlorid ist ein potenter Inhibitor der Transporter OCT2, MATE1 und MATE2-K. Die klinische Relevanz dieser Hemmungen ist nicht bekannt.
Die Verabreichung von Methylthioniniumchlorid Proveblue kann vorrübergehend die Exposition von Wirkstoffen, einschließlich Cimetidin, Metformin und Aciclovir erhöhen, die in erster Linie über renale OCT2- oder MATE-abhängige Transportmechanismen ausgeschieden werden.
Methylthioniniumchlorid ist ein Substrat von P-Glykoprotein (P-gp). Die klinische Relevanz wird aufgrund der vorübergehenden Anwendung einer Einzeldosis, die in der Regel nur in Notsituationen erfolgt, als äußerst gering eingestuft.
Schwangerschaft:
Bisher liegen keine adäquaten Erfahrungen mit der Anwendung von Methylthioniniumchlorid bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Das potenzielle Risiko für Menschen ist nicht bekannt. Methylthioniniumchlorid darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, es ist zwingend erforderlich, z. B. bei lebensbedrohlicher Methämoglobinämie.
Stillzeit:
Es ist nicht bekannt, ob Methylthioniniumchlorid in die Muttermilch übergeht. Die Ausscheidung von Methylthioniniumchlorid in die Milch wurde nicht bei Tieren untersucht. Ein Risiko für den Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Auf der Basis von kinetischen Daten soll das Stillen bis 8 Tage nach der Behandlung mit Methylthioniniumchlorid Proveblue unterbrochen werden.
Fertilität
In vitro wurde gezeigt, dass Methylthioniniumchlorid die Motilität menschlicher Spermien dosisabhängig herabsetzt.
Methylthioniniumchlorid hat mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Die Verkehrstüchtigkeit kann durch Verwirrtheit, Schwindel und mögliche Sehstörungen beeinträchtigt sein. Das Risiko ist jedoch begrenzt, da das Arzneimittel zur akuten Anwendung nur in Notfallsituationen im Krankenhaus vorgesehen ist.
Zusammenfassung des Sicherheitsprofils:
Die in klinischen Studien am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen sind Schwindel, Parästhesie, Geschmacksstörung, Übelkeit, Hautverfärbungen, Chromaturie, Hyperhidrosis, Schmerzen an der Injektionsstelle und Schmerzen in einer Extremität.
Die intravenöse Injektion von Methylthioniniumchlorid verursachte gelegentlich Hypotonie und Herzrhythmusstörungen, die in seltenen Fällen tödlich verlaufen können.
Tabellarische Liste der Nebenwirkungen:
Die in der folgenden Tabelle aufgeführten Nebenwirkungen treten bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen (im Alter von 0 bis 17 Jahren) nach intravenöser Anwendung auf (mit Ausnahme von Hyperbilirubinämie, die nur bei Säuglingen beobachtet wurde).
Die Häufigkeiten sind nicht bekannt (auf der Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar). Wo Häufigkeiten angegeben sind, basieren sie auf sehr kleinen Populationen.
Systemor- | Nebenwirkun- | Häufigkeit |
ganklasse | gen | |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsys- tems | Methämoglobi- nämie | Nicht bekannt |
Hyperbilirubinä- mie (1) | Nicht bekannt | |
Hämolytische Anämie | Nicht bekannt | |
Erkrankungen des Immunsys- tems | Anaphylakti- sche Reaktio- nen | Nicht bekannt |
Psychiatrische Erkrankungen | Verwirrtheitszu- stand | Nicht bekannt |
Agitation | Nicht bekannt | |
Erkrankungen des Nervensys- tems | Schwindel, | Sehr häufig |
Kopfschmerzen | Häufig | |
Angst | Häufig | |
Tremor | Nicht bekannt | |
Fieber | Nicht bekannt | |
Aphasie | Nicht bekannt | |
Parästhesie | Sehr häufig | |
Geschmacks- störung | Sehr häufig |
Systemor- | Nebenwirkun- | Häufigkeit |
ganklasse | gen | |
Serotoninsyn- drom bei gleichzeitiger Anwendung serotonerger Arzneimittel (siehe Ab- schnitt 4.4 und Abschnitt 4.5) | Nicht bekannt | |
Augenerkran- kungen | Mydriasis | Nicht bekannt |
Herzerkrankun- gen | Herzrhythmus- störung | Nicht bekannt |
Tachykardie | Nicht bekannt | |
Gefäßerkran- kungen | Hypertonie | Nicht bekannt |
Hypotonie | Nicht bekannt | |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediasti- nums | Dyspnoe | Nicht bekannt |
Tachypnoe | Nicht bekannt | |
Hypoxie | Nicht bekannt | |
Erkrankungen des Gastroin- testinaltrakts | Übelkeit, | Sehr häufig |
Erbrechen | Häufig | |
Bauchschmer- zen | Häufig | |
Stuhlverfärbung (blaugrün) | Nicht bekannt | |
Erkrankungen der Haut und des Unterhaut- zellgewebes | Hautverfärbung (blau) | Sehr häufig |
Schwitzen | Sehr häufig | |
Urtikaria | Nicht bekannt | |
Phototoxizität/ Photosensitivi- tät | Nicht bekannt | |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | Chromaturie (blaugrün) | Sehr häufig |
Allgemeine Er- krankungen und Beschwer- den am Verab- reichungsort | Thoraxschmer- zen | Häufig |
Lokale Ge- websnekrose an der Injekti- onsstelle | Nicht bekannt |
Systemor- | Nebenwirkun- | Häufigkeit |
ganklasse | gen | |
Schmerzen an der Injek- tionsstelle | Häufig | |
Untersuchun- gen | Hämoglobin erhöht | Nicht bekannt |
Skelettmusku- latur-, Bindege- webs- und Kno- chenerkrankun- gen | Schmerzen in einer Extremität | Sehr häufig |
Kinder und Jugendliche
Die Nebenwirkungen sind dieselben wie bei Erwachsenen (außer Hyperbilirubinämie, die nur bei Säuglingen beobachtet wurde).
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über aufgeführte nationale Meldesystem anzuzeigen:
Deutschland
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Abt. Pharmakovigilanz
Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3
D -53175 Bonn
Website: www.bfarm.de
Personen ohne Methämoglobinämie
Die Verabreichung hoher intravenöser Dosen (≥ 7 mg/kg) von Methylthioniniumchlorid Proveblue an Personen ohne Methämoglobinämie führt zu Übelkeit und Erbrechen, Engegefühl in der Brust, Thoraxschmerzen, Tachykardie, Ängstlichkeit, starkem Schwitzen, Tremor, Mydriasis, blaugrüner Färbung des Urins, blauer Färbung von Haut und Schleimhäuten, Bauchschmerzen, Schwindel, Parästhesie, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Hypertonie, leichter Methämoglobinämie (bis zu 7 %) und elektrokardiografischen Veränderungen (T-Wellen-Abflachung oder -Inversion). Diese Symptome klingen im Allgemeinen innerhalb von 2-12 Stunden nach der Injektion wieder ab.
Personen mit Methämoglobinämie
Kumulative Dosen von Methylthioniniumchlorid können zu Dyspnoe und Tachypnoe, vermutlich bedingt durch die reduzierte Sauerstoffverfügbarkeit infolge der Methämoglobinämie, Thoraxschmerzen, Tremor, Zyanose und hämolytischer Anämie führen. Eine hämolytische Anämie wurde auch bei schwerer Überdosierung (20-30 mg/kg) bei Säuglingen und Erwachsenen mit durch Anilin oder Chlorate verursachter Methämoglobinämie beobachtet. Bei Patienten mit schwerer Hämolyse kann eine Hämodialyse durchgeführt werden.
Kinder und Jugendliche
Bei Säuglingen wurde nach Verabreichung von 20 mg/kg Methylthioniniumchlorid eine Hyperbilirubinämie beobachtet.
Zwei Säuglinge verstarben nach Verabreichung von 20 mg/kg Methylthioniniumchlorid. Bei beiden Säuglingen lagen komplexe medizinische Umstände vor, und sie sprachen nur teilweise auf Methylthioniniumchlorid an. Der Patient sollte unter Beobachtung bleiben, der Methämoglobinspiegel sollte überwacht und bei Bedarf sollten geeignete unterstützende Maßnahmen getroffen werden.
Pharmakotherapeutische Gruppe:
alle übrigen therapeutischen Mittel, Antidote,
ATC-Code: V03AB17.
In vivo beschleunigt Methylthioniniumchlorid in niedriger Konzentration die Konversion von Methämoglobin zu Hämoglobin.
Es wurde beobachtet, dass Methylthioniniumchlorid Proveblue Gewebe selektiv färbt.
Die Anwendung in der Nebenschilddrüsenchirurgie (keine Indikation) hat bei gleichzeitiger Verabreichung mit Injektionslösung
serotonergen Arzneimitteln zu unerwünschten zentralnervösen Wirkungen geführt. (siehe Abschnitt 4.5).
Kinder und Jugendliche
Die Wirksamkeit von Methylthioniniumchlorid zur Behandlung der Methämoglobinämie bei Kindern und Jugendlichen wurde in zwei retrospektiven Studien und einer offenen randomisierten klinischen Prüfung nachgewiesen. Fallberichte über die Wirksamkeit finden sich auch in der Literatur.
Methylthioniniumchlorid Proveblue wird nach intravenöser Anwendung rasch in die Gewebe aufgenommen. Auch auf oralem Weg wird es gut resorbiert. Der größte Teil der Dosis wird im Urin ausgeschieden, gewöhnlich in Form von Leucomethylthioniniumchlorid.
Die geschätzte terminale Halbwertszeit von Methylthioniniumchlorid nach intravenöser Anwendung beträgt 26,7 Stunden.
- Methylthioninium Proveblue ist kein
In-vitro-Induktor von CYP2B6 und CYP3A4.
- Methylthioninium Proveblue ist ein
In-vitro-Inhibitor von P-gp.
- Methylthioninium Proveblue ist kein
In-vitro-Substrat für BCRP oder OCT2 und ist kein In-vitro-Inhibitor von BCRP, OAT1 oder OAT3.