Präparate

Medikinet adult 60 mg Hartkapseln, retardiert

Verschreibungsinformationen
Arzneimittel ist nicht auf der Liste.
Betäubungsmittel
Stimulantien, z.B. Psychoanaleptika, Psychoenergetika, coffeinhaltige Mittel- ausgen. b. Narkolepsie; - ausgen. z. Verbess. d. Wachheit u. z. Redukt. übermäß. Schläfrigk. währ. d. Tages b. erwachs. Pat. m. obstrukt. Schlafapnoe (OSA), deren übermäß. Tagesschläfrigk. (EDS-Excessive Daytime Sleepiness) durch eine optimierte OSA-Ther., wie z.B. mittels CPAP-Beatmung (CPAP, continuous positive airway pressure), nicht zufriedenstell. behandelt werden konnte. Die Behandl. d. Primärerkr. OSA ist beizubehalten; - ausgen. b. Hyperkinet. Stör. bzw. Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstör. (ADS/ADHS) im Rahmen e. therap. Gesamtstrategie, wenn sich and. Maßn. allein als unzureich. erwies. haben, b. Kdr…
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Sonstige Informationen
Medikinet adult 60 mg Hartkapseln, retardiert
Gluten: Nein
Laktose: Nein
Hartkapsel, retardiert
Medice Pharma GmbH & Co. KG
SmPC
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Anwendungsgebiete

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts- Störung (ADHS)

Medikinet adult ist im Rahmen einer the- rapeutischen Gesamtstrategie zur Behand- lung einer seit Kindesalter fortbestehenden Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Stö- rung (ADHS) bei Erwachsenen ab einem Alter von 18 Jahren indiziert, wenn sich an- dere therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben. Die Behand- lung muss unter Aufsicht eines Spezialisten für Verhaltensstörungen durchgeführt wer- den. Die Diagnose sollte anhand der gültigen DSM Kriterien oder Richtlinien in ICD-10 gestellt werden und basiert auf einer voll- ständigen Anamnese und Untersuchung des Patienten. Diese schließen ein strukturiertes Interview mit dem Patienten zur Erfassung

der aktuellen Symptome, inkl. Selbstbeur- teilungsskalen ein. Die retrospektive Erfas- sung des Vorbestehens einer ADHS im Kindesalter muss anhand validierter Instru- mente erfolgen. Die Diagnose darf sich nicht allein auf das Vorhandensein eines oder mehrerer Symptome stützen.

Die spezifische Ätiologie dieses Syndroms ist unbekannt. Ein spezifischer diagnosti- scher Test existiert nicht. Eine adäquate Diagnose erfordert die Berücksichtigung medizinischer und spezieller psychologi- scher Quellen und des sozialen Umfeldes.

Eine therapeutische Gesamtstrategie um- fasst in der Regel sowohl psychologische, soziale als auch pharmakotherapeutische Maßnahmen und zielt auf eine Stabilisierung von Patienten mit einem Verhaltenssyndrom ab, das durch folgende Symptome charak- terisiert sein kann: chronische kurze Auf- merksamkeitsspanne in der Anamnese, Ab- lenkbarkeit, emotionale Labilität, Impulsivität, mäßige bis starke Hyperaktivität, geringfügi- ge neurologische Anzeichen und abnorma- les EEG. Die Lernfähigkeit kann unter Um- ständen beeinträchtigt sein.

Eine Behandlung mit Methylphenidat ist nicht bei allen Patienten mit ADHS indiziert, und der Entscheidung zur Anwendung die- ses Arzneimittels muss eine sehr sorgfältige Einschätzung der Schwere und Dauer der Symptome vorausgehen.

Eine entsprechende psychopathologische Einstufung ist essentiell und psychosoziale Maßnahmen sind im Allgemeinen notwen- dig. Wenn sich andere therapeutische Maß- nahmen allein als unzureichend erwiesen haben, muss die Entscheidung, ein Stimu- lanz zu verordnen, auf Basis einer strengen Einschätzung der Schwere der Symptome beruhen. Die Anwendung von Methylpheni- dat sollte immer in Übereinstimmung mit der zugelassenen Indikation und den Verschrei- bungs-/Diagnose-Empfehlungen erfolgen.

Dosierung

Dosierung

Die Behandlung muss unter der Aufsicht eines Spezialisten für Verhaltensstörungen erfolgen.

Untersuchungen vor Behandlungsbeginn Vor einer Verschreibung ist es notwendig, den Patienten hinsichtlich seines kardiovas- kulären Status einschließlich Blutdruck und Herzfrequenz zu beurteilen. Eine umfassen- de Anamnese sollte Begleitmedikationen, frühere und aktuelle medizinische und psychiatrische Begleiterkrankungen oder Symptome und Familienanamnese von plötzlichen Herzerkrankungen/unerwartetem Tod und eine exakte Erfassung des Körper- gewichts vor der Behandlung umfassen (sie- he Abschnitte 4.3 und 4.4).

Laufende Überwachung

Das Körpergewicht, der psychische und der kardiovaskuläre Status müssen kontinuier- lich überwacht werden (siehe Abschnitt 4.4).

  • Der Blutdruck und der Puls müssen bei jeder Dosisanpassung und dann min- destens alle 6 Monate in einer grafischen Darstellung dokumentiert werden;

    • Körpergewicht und Appetit müssen min- destens alle 6 Monate anhand eines Dia- gramms festgehalten werden;

    • Die Entwicklung neuer oder die Ver- schlechterung bereits bestehender psychiatrischer Störungen sind bei jeder Dosisanpassung und dann mindestens alle 6 Monate und bei jedem Besuch zu erfassen.

      Die Patienten sollten hinsichtlich des Risikos von Zweckentfremdung, Fehlgebrauch und Missbrauch von Methylphenidat überwacht werden.

      Dosistitration

      Fortführung einer Therapie mit Methyl- phenidat

      Bei Erwachsenen, die schon im Kindes- bzw. Jugendalter eindeutig von einer Be- handlung mit Medikinet retard (der Wirk- stoffgehalt, die Zusammensetzung und das Freisetzungsprofil ist identisch mit Mediki- net adult) profitiert haben, kann die Be- handlung mit Medikinet adult zunächst in gleicher Tagesdosierung (mg/Tag) fortge- führt werden. Dabei ist regelmäßig zu über- prüfen, ob eine Dosisanpassung in Abhän- gigkeit von Wirksamkeit und Verträglichkeit erforderlich bzw. möglich ist. Bei erwachse- nen Patienten kann im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen eine höhere Tagesdosie- rung erforderlich sein, diese orientiert sich am Körpergewicht des Patienten. Die Tages- höchstdosis darf 1 mg/kg KG nicht über- schreiten. Unabhängig vom Körpergewicht sollte eine Tageshöchstdosis von 80 mg Methylphenidathydrochlorid nicht überschrit- ten werden, da aus klinischen Studien nur eingeschränkte Erfahrungen mit Tagesdosie- rungen von über 80 mg vorliegen.

      Neueinstellung von Erwachsenen auf Medikinet adult

      Jede Behandlung mit Methylphenidat erfor- dert eine individuelle Dosierung in Abhän- gigkeit von Wirksamkeit und Verträglichkeit, da das individuelle Ansprechen sehr stark variieren kann. Daher ist bei einer Neuein- stellung von Erwachsenen auf Medikinet adult eine sorgfältige Dosistitration erforder- lich. Die Dosistitration sollte mit der niedrigst möglichen Dosis beginnen.

      Die empfohlene Initialdosis beträgt täglich 10 mg. Falls erforderlich, kann in Abhängig- keit von der Verträglichkeit und dem beob- achteten Grad der Wirksamkeit die Tages- dosis jeweils wöchentlich in Schritten von 10 mg täglich erhöht werden. Die Gesamt- dosis (Tagesdosis) sollte auf zwei Einnah- men morgens und mittags verteilt werden. Medikinet adult wird in der Regel morgens und mittags eingenommen. Medikinet adult muss mit oder nach der Mahlzeit einge- nommen werden, um eine ausreichend ver- längerte Wirkung zu erlangen und hohe Plasmaspitzen zu verhindern. Methylpheni- dat wird wesentlich schneller aus Medikinet adult resorbiert, wenn das Arzneimittel auf nüchternen Magen eingenommen wird. In diesem Falle könnte die Freisetzung nicht adäquat verlängert sein.

      Medikinet adult setzt sich aus einer sofort freisetzenden Komponente (50 % der Dosis) und einer verzögert freisetzenden Kompo- nente (50 % der Dosis) zusammen. Somit enthält zum Beispiel Medikinet adult 10 mg

      einen sofort freisetzenden Dosisanteil von 5 mg und einen verzögert freisetzenden Dosisanteil von 5 mg Methylphenidathydro- chlorid. Der verzögert freisetzende Anteil je- der Dosis dient dazu, den Behandlungser- folg im Tagesverlauf aufrecht zu erhalten.

      Das Ziel der individuellen Titration sollte die geringste Tagesdosis sein, die eine zufrie- denstellende Symptomkontrolle erzielt.

      Die Tageshöchstdosis orientiert sich am Körpergewicht des Patienten und darf 1 mg/kg KG nicht überschreiten. Unabhän- gig vom Körpergewicht sollte eine Tages- höchstdosis von 80 mg Methylphenidat- hydrochlorid nicht überschritten werden, da aus klinischen Studien nur eingeschränkte Erfahrungen mit Tagesdosierungen von über 80 mg vorliegen.

      Dauertherapie (mehr als 12 Monate)

      Die Sicherheit und Wirksamkeit der Lang- zeitanwendung von Medikinet adult länger als 6 Monate wurde bei Erwachsenen nicht systematisch in kontrollierten Studien unter- sucht. Die Behandlung mit Methylphenidat sollte und muss nicht unbegrenzt erfolgen. Der Arzt, der Methylphenidat über längere Zeit (über 12 Monate) bei ADHS anwendet, muss regelmäßig den langfristigen Nutzen des Arzneimittels für den einzelnen Patien- ten neu bewerten, indem er behandlungs- freie Zeitabschnitte einlegt, um das Verhalten des Patienten ohne medikamentöse Be- handlung zu beurteilen. Es wird empfohlen, Methylphenidat mindestens einmal im Jahr abzusetzen, um das Befinden des Patienten zu beurteilen. Eine Besserung kann mögli- cherweise aufrechterhalten bleiben, wenn das Arzneimittel vorübergehend oder voll- ständig abgesetzt wurde.

      Dosisreduktion und Unterbrechung der Medikation

      Die Behandlung muss beendet werden, wenn die Symptome nach einer geeigneten Dosisanpassung über einen Zeitraum von einem Monat nicht besser werden. Bei Auf- treten einer paradoxen Verschlimmerung der Symptome oder anderer schwerwiegen- der Nebenwirkungen muss die Dosis redu- ziert oder das Arzneimittel abgesetzt wer- den.

      Kinder und Jugendliche

      Medikinet adult ist für Kinder und Jugend- liche nicht zugelassen. Für diese Altersgrup- pen stehen andere methylphenidathaltige Produkte zur Verfügung.

      Art der Anwendung Zum Einnehmen.

      Medikinet adult wird in der Regel morgens und mittags mit oder nach einer Mahlzeit ein- genommen. Die Kapseln können als Ganzes mit Flüssigkeit eingenommen werden. Alter- nativ kann die Kapsel geöffnet, der Kapsel- inhalt auf eine kleine Menge (Esslöffel) Ap- felmus/Joghurt gestreut und dann unverzüg- lich eingenommen werden. Diese Zuberei- tung sollte nicht für eine spätere Einnahme aufbewahrt werden. Im Anschluss an die Einnahme des Kapselinhalts zusammen mit dem Apfelmus/Joghurt sollte Flüssigkeit,

      z. B. Wasser, getrunken werden. Die Kapseln und deren Inhalt dürfen nicht zerkleinert oder zerkaut werden.

Gegenanzeigen
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genann- ten sonstigen Bestandteile

  • Glaukom

  • Phäochromozytom

  • Während der Behandlung mit nicht-selek- tiven, irreversiblen Monoaminoxidase- hemmern (MAO-Hemmern) oder inner- halb von mindestens 14 Tagen nach Ab- setzen solcher Arzneimittel, da dann das Risiko einer hypertensiven Krise besteht (siehe Abschnitt 4.5).

  • Hyperthyreose oder Thyreotoxikose

  • Diagnose oder Anamnese von schwerer Depression, Anorexia nervosa/anorekti- schen Störungen, Suizidneigung, psy- chotischen Symptomen, schweren affek- tiven Störungen, Manie, Schizophrenie, psychopathischen/Borderline-Persön- lichkeitsstörungen

  • Diagnose oder Anamnese von schweren und episodischen (Typ I) bipolaren affek- tiven Störungen (die nicht gut kontrolliert sind)

  • Vorbestehende Herz-Kreislauferkrankun- gen einschließlich schwerer Hypertonie, Herzinsuffizienz, arterieller Verschluss- krankheit, Angina pectoris, hämodyna- misch signifikanter, angeborener Herz- fehler, Kardiomyopathien, Myokardinfarkt, potentiell lebensbedrohender Arrhyth- mien und Kanalopathien (Erkrankungen, die aufgrund von Dysfunktionen der Ionenkanäle verursacht wurden)

  • Vorbestehende zerebrovaskuläre Erkran- kungen, wie zum Beispiel zerebrale Aneurysmen, Gefäßabnormalitäten ein- schließlich Vaskulitis oder Schlaganfall

  • Bekannte ausgeprägte Anazidität des Magens mit einem pH-Wert über 5,5, bei H2-Rezeptorenblocker- oder Antazidathe- rapie, Protonenpumpen-Inhibitoren

Warnhinweise

Eine Behandlung mit Methylphenidat ist nicht bei allen Patienten mit ADHS indiziert und der Entscheidung zur Anwendung die- ses Arzneimittels muss eine sehr sorgfältige Einschätzung der Schwere und Dauer der Symptome vorausgehen.

Langzeitanwendung (mehr als 12 Monate) Die Sicherheit und Wirksamkeit der Lang- zeitanwendung von Medikinet adult länger als 6 Monate wurde bei Erwachsenen nicht systematisch in kontrollierten Studien un- tersucht. Die Behandlung mit Methylpheni- dat sollte und muss nicht unbegrenzt erfol- gen. Patienten unter Langzeitbehandlung (d. h. über mehr als 12 Monate) müssen laufend entsprechend den Richtlinien (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4) sorgfältig über- wacht werden hinsichtlich Herz-Kreislauf- status, Appetit, Entwicklung von neuen oder Verschlechterung von bestehenden psy- chiatrischen Erkrankungen. Psychiatrische Erkrankungen, die überwacht werden soll- ten, werden unten beschrieben und bein- halten (sind aber nicht begrenzt auf): moto- rische oder vokale Tics, aggressives oder feindseliges Verhalten, Depression, Agitiert- heit, Angst, Psychose, Manie, Wahnvorstel- lungen, Reizbarkeit, mangelnde Spontanei- tät, Rückzug und übermäßige Perseveration.

Der Arzt, der Methylphenidat über längere Zeit (über 12 Monate) bei Patienten mit ADHS anwendet, muss regelmäßig den langfristigen Nutzen des Arzneimittels für den einzelnen Patienten neu bewerten, in- dem er behandlungsfreie Zeitabschnitte ein- legt, um das Verhalten des Patienten ohne medikamentöse Behandlung zu beurteilen. Es wird empfohlen, Methylphenidat mindes- tens einmal im Jahr abzusetzen, um das Befinden des Patienten zu beurteilen. Eine Besserung kann möglicherweise aufrecht- erhalten bleiben, wenn das Arzneimittel vo- rübergehend oder vollständig abgesetzt wurde.

Anwendung bei Kindern und Jugendlichen Medikinet adult ist für Kinder und Jugend- liche nicht zugelassen. Für diese Altersgrup- pen stehen andere methylphenidathaltige Produkte zur Verfügung.

Anwendung bei älteren Patienten Methylphenidat darf nicht bei älteren Pa- tienten angewendet werden. Sicherheit und Wirksamkeit von Methylphenidat in dieser Altersgruppe wurden nicht nachgewiesen.

Herz-Kreislaufstatus

Bei Patienten, für die eine Behandlung mit Stimulanzien in Betracht kommt, sollte eine sorgfältige Anamnese erhoben (einschließ- lich Beurteilung der Familienanamnese auf plötzlichen Herz- oder unerwarteten Tod oder maligne Arrhythmien) und eine körper- liche Untersuchung auf bestehende Herzer- krankungen durchgeführt werden. Wenn ini- tiale Befunde auf eine solche Historie oder Erkrankung hinweisen, müssen diese Pa- tienten weitergehende Herzuntersuchungen durch einen Spezialisten erhalten. Patienten, bei denen unter der Therapie mit Methylphe- nidat Symptome wie Palpitationen, Thorax- schmerzen bei Belastung, unklare Synkope, Dyspnoe oder andere Symptome, die auf eine Herzerkrankung schließen lassen, auf- treten, sollten umgehend eine kardiale Un- tersuchung durch einen Spezialisten erhal- ten.

September 2022

Die Auswertung von Daten aus klinischen Studien mit Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS hat gezeigt, dass Patienten unter Methylphenidat-Behandlung häufig eine Änderung des diastolischen und systolischen Blutdrucks um über 10 mmHg gegenüber dem Ausgangswert im Vergleich zu den Kontrollen entwickeln. Die kurz- und langfristigen klinischen Auswirkungen dieser kardiovaskulären Effekte sind nicht bekannt. Mögliche klinische Komplikationen können als Ergebnis der in den klinischen Studien- daten beobachteten Wirkungen nicht aus- geschlossen werden. Vorsicht ist geboten bei der Behandlung von Patienten, deren Gesundheitszustand durch Erhöhung des Blutdrucks oder der Herzfrequenz beein- trächtigt werden könnte. Siehe Abschnitt 4.3 für Erkrankungen, bei denen eine Behand- lung mit Methylphenidat kontraindiziert ist.

Der Herz-Kreislaufstatus sollte sorgfältig überwacht werden. Bei jeder Dosisanpas- sung und bei klinischem Bedarf und dann mindestens alle 6 Monate müssen der Blut- druck und die Herzfrequenz in grafischer Darstellung dokumentiert werden.

Die Anwendung von Methylphenidat ist kon- traindiziert bei bestimmten vorbestehenden Herz-/Kreislauferkrankungen, wenn nicht der Rat eines Kardiologen eingeholt wurde (siehe Abschnitt 4.3).

Plötzlicher Tod und vorbestehende kardiale Strukturauffälligkeiten oder andere schwere Herzerkrankungen

Bei Kindern, einige mit strukturellen Herz- anomalien oder anderen schwerwiegenden Herzproblemen, wurde im Zusammenhang mit der Anwendung von Stimulanzien des Zentralnervensystems in normalen Dosie- rungen über plötzliche Todesfälle berichtet. Obwohl einige schwerwiegende Herzpro- bleme alleine schon ein erhöhtes Risiko für plötzlichen Tod bedeuten können, werden Stimulanzien nicht empfohlen bei Patienten mit bekannten strukturellen Herzanomalien, Kardiomyopathien, schwerwiegenden Herz- rhythmusstörungen oder anderen schwer- wiegenden Herzproblemen, die sie einer erhöhten Gefährdung für die sympathomi- metischen Wirkungen eines stimulierenden Arzneimittels aussetzen könnten.

Missbrauch und kardiovaskuläre Ereignisse Der Missbrauch von Stimulanzien des zen- tralen Nervensystems kann mit plötzlichem Tod und anderen schwerwiegenden kardio- vaskulären unerwünschten Ereignissen as- soziiert sein.

Zerebrovaskuläre Störungen

Siehe Abschnitt 4.3 für zerebrovaskuläre Be- dingungen, unter denen die Methylphenidat- Anwendung kontraindiziert ist. Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren (wie kardiovas- kuläre Erkrankungen in der Vorgeschichte, Begleitmedikation, die den Blutdruck erhöht) sollten bei jedem Termin auf neurologische Anzeichen und Symptome nach Behand- lungsbeginn mit Methylphenidat untersucht werden.

Zerebrale Vaskulitis scheint eine sehr selte- ne idiosynkratische Reaktion auf eine Me- thylphenidat-Einnahme zu sein. Es gibt eini- ge Hinweise, dass Patienten mit höherem Risiko identifiziert werden können. Das ini- tiale Auftreten von Symptomen kann der erste Hinweis auf eine zugrunde liegende klinische Erkrankung sein. Eine frühe Dia- gnose aufgrund starker Hinweise kann das umgehende Absetzen von Methylphenidat und eine frühzeitige Behandlung ermögli- chen. Die Diagnose sollte daher bei je- dem Patienten in Betracht gezogen werden, der unter einer Methylphenidat-Behandlung neue neurologische Symptome entwickelt, die einer zerebralen Ischämie entsprechen. Zu diesen Symptomen können schwere Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl, Schwä- che, Lähmungen und Beeinträchtigungen von Koordination, Sehen, Sprechen, Spra- che oder Gedächtnis zählen.

Die Behandlung mit Methylphenidat ist nicht kontraindiziert bei Patienten mit hemiplegi- scher Zerebralparese.

Priapismus

Im Zusammenhang mit methylphenidathal- tigen Arzneimitteln, vor allem in Verbindung mit einer Veränderung des Behandlungsre- gimes von Methylphenidat, wurde über an- dauernde und schmerzhafte Erektionen be- richtet. Patienten, die abnormal verlängerte

oder häufige und schmerzhafte Erektionen erleiden, sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Psychiatrische Erkrankungen Psychiatrische Komorbiditäten bei ADHS sind häufig und sollten bei der Verschrei- bung von Stimulanzien berücksichtigt wer- den. Im Falle des Auftretens psychiatrischer Symptome oder der Verschlimmerung einer bestehenden psychiatrischen Erkrankung sollte die Therapie mit Methylphenidat nicht fortgesetzt werden, wenn nicht der Nutzen der Behandlung das potenzielle Risiko für den Patienten überwiegt.

Bei jeder Dosisanpassung und dann min- destens alle 6 Monate und bei jedem Be- such ist zu kontrollieren, ob sich psychiatri- sche Störungen entwickelt oder verschlech- tert haben; eine Unterbrechung der Behand- lung könnte angebracht sein.

Verschlimmerung bestehender psycho- tischer oder manischer Symptome

Bei psychotischen Patienten kann die Ver- abreichung von Methylphenidat die Symp- tome von Verhaltens- und Denkstörungen verschlimmern.

Auftreten neuer psychotischer oder manischer Symptome Behandlungsbedingte psychotische Symp- tome (visuelle/taktile/auditive Halluzinatio- nen und Wahnvorstellungen) oder Manie bei Patienten ohne bekannte psychotische Erkrankung oder Manie können durch nor- male Dosierungen von Methylphenidat her- vorgerufen werden. Wenn manische oder psychotische Symptome auftreten, sollte an einen möglichen kausalen Zusammen- hang mit Methylphenidat gedacht und ein Abbruch der Therapie in Erwägung gezogen werden.

Aggressives oder feindseliges Verhalten Das Auftreten oder die Verschlimmerung von aggressivem Verhalten oder Feindselig- keit kann durch die Behandlung mit Stimu- lanzien hervorgerufen werden. Patienten un- ter der Behandlung mit Methylphenidat soll- ten strikt auf das Auftreten oder die Ver- schlimmerung von aggressivem Verhalten überwacht werden, und zwar bei Behand- lungsbeginn, bei jeder Dosisanpassung und dann mindestens alle 6 Monate und bei jeder Untersuchung. Bei Patienten, die diese Verhaltensänderungen zeigen, sollte der Arzt die Notwendigkeit einer Anpassung der Behandlung abklären.

Suizidalität

Patienten, bei denen während der ADHS- Behandlung Suizidgedanken oder suizida- les Verhalten auftreten, sollten sofort von ihrem Arzt beurteilt werden. Es sollte eine Verschlimmerung der zugrunde liegenden psychiatrischen Erkrankung und ein mögli- cher kausaler Zusammenhang mit der Me- thylphenidat-Behandlung in Erwägung ge- zogen werden. Eine entsprechende Be- handlung der zugrunde liegenden psychia- trischen Erkrankung kann notwendig sein und eine Beendigung der Methylphenidat- Behandlung sollte in Erwägung gezogen werden.

Tics

Methylphenidat wurde mit der Entstehung oder der Verschlimmerung von motorischen

und verbalen Tics in Verbindung gebracht. Die Verschlimmerung eines Tourette-Syn- droms wurde ebenfalls beobachtet. Die Fa- milienanamnese ist zu überprüfen und die Patienten sollten vor der Anwendung von Methylphenidat klinisch auf Tics oder Tou- rette-Syndrom untersucht werden. Auch während der Behandlung mit Methylpheni- dat sind die Patienten regelmäßig auf die Entstehung oder die Verschlimmerung von Tics zu überwachen.

Die Überwachung sollte bei jeder Dosisan- passung und dann mindestens alle 6 Mo- nate oder bei jeder Untersuchung erfolgen.

Angst- und Spannungszustände oder Agitiertheit

Methylphenidat wird mit der Verschlimme- rung bestehender Angst- oder Spannungs- zustände oder Agitiertheit in Verbindung gebracht. Die klinische Bewertung von Angst- und Spannungszuständen oder Agi- tiertheit sollte der Anwendung von Methyl- phenidat vorausgehen und die Patienten sollten regelmäßig während der Behand- lung, bei jeder Dosisanpassung und dann mindestens alle 6 Monate oder bei jeder Untersuchung auf das Auftreten oder die Verschlimmerung dieser Symptome hin un- tersucht werden.

Bipolare Störungen

Besondere Vorsicht ist bei der Anwendung von Methylphenidat zur Behandlung von ADHS bei Patienten mit bipolaren Begleit- erkrankungen geboten (einschließlich unbe- handelter Bipolar-I-Störung oder anderer Formen der bipolaren Störung), da bei sol- chen Patienten Bedenken wegen einer möglichen Auslösung eines gemischten/ manischen Schubs bestehen. Vor Behand- lungsbeginn mit Methylphenidat sollten Pa- tienten mit depressiven Begleitsymptomen ausreichend untersucht werden, um festzu- stellen, ob bei ihnen ein Risiko für bipolare Störungen besteht. Solche Untersuchungen sollten eine detaillierte psychiatrische Ana- mnese einschließlich der Familienanamnese hinsichtlich Suizidalität, bipolarer Störungen und Depressionen umfassen. Die gründliche laufende Überwachung ist unabdingbar für diese Patienten (siehe obigen Absatz „Psy- chiatrische Erkrankungen“ und Abschnitt 4.2). Die Patienten sollten bei jeder Dosisanpas- sung, mindestens alle 6 Monate und bei jeder Untersuchung auf Symptome hin überwacht werden.

Wachstum

Bei Langzeitanwendung von Methylphenidat bei Kindern wurde über mäßig verringerte Gewichtszunahme und Wachstumsverzöge- rung berichtet.

Die Wirkungen von Methylphenidat auf die endgültige Größe und das endgültige Ge- wicht sind zur Zeit unbekannt und werden untersucht.

Gewicht und Appetit sollten überwacht und mindestens alle 6 Monate in einem Dia- gramm erfasst werden. Patienten, bei denen unter der Behandlung eine auffällige Gewichts- abnahme festgestellt wird, müssen mög- licherweise ihre Behandlung unterbrechen.

Krampfanfälle

Methylphenidat darf nur mit Vorsicht bei Patienten mit Epilepsie angewendet werden. Methylphenidat kann die Krampfschwelle

senken, sowohl bei Patienten mit Krampfan- fällen in der Anamnese als auch bei Patien- ten mit EEG-Auffälligkeiten ohne Krampfan- fälle in der Anamnese und in seltenen Fällen auch bei Patienten, die weder Krampfanfälle noch EEG-Auffälligkeiten in der Anamnese haben. Wenn die Anfallshäufigkeit zunimmt oder neue Anfälle auftreten, sollte Methyl- phenidat abgesetzt werden.

Fehlgebrauch, Missbrauch und Zweck- entfremdung

Patienten sollten sorgfältig hinsichtlich Zweckentfremdung, Missbrauch und Fehl- gebrauch von Methylphenidat überwacht werden.

Wegen des Potentials von Fehlgebrauch, Missbrauch und Zweckentfremdung sollte Methylphenidat bei Patienten mit bekannter Drogen- oder Alkoholabhängigkeit mit Vor- sicht angewendet werden.

Chronischer Missbrauch von Methylpheni- dat kann zu ausgeprägter Toleranz und psychischer Abhängigkeit mit abnormalem Verhalten in unterschiedlicher Ausprägung führen. Insbesondere bei parenteralem Ab- usus kann es zu offenen psychotischen Episoden kommen.

Bei der Entscheidung über eine medika- mentöse ADHS-Behandlung ist das Beste- hen von Risikofaktoren für Suchtstörungen (wie z. B. gleichzeitige oppositionelle oder Verhaltens- und bipolare Störungen), frü- herer oder bestehender Missbrauch zu be- rücksichtigen. Vorsicht ist geboten bei emo- tional instabilen Patienten, wie z. B. früheren Drogen- oder Alkoholabhängigen, da diese Patienten die Dosis eigenständig erhöhen könnten.

Bei einigen Patienten mit einem hohen Miss- brauchsrisiko sind möglicherweise Methyl- phenidat oder andere Stimulanzien nicht geeignet, und eine Therapie ohne Stimulan- zien sollte erwogen werden.

Absetzen

Eine sorgfältige Überwachung ist beim Ab- setzen des Arzneimittels erforderlich, da es dabei zur Demaskierung sowohl von De- pressionen als auch von chronischer Über- aktivität kommen kann. Einige Patienten be- nötigen möglicherweise Nachuntersuchun- gen über einen längeren Zeitraum.

Während des Absetzens nach missbräuch- licher Anwendung ist eine sorgfältige Über- wachung notwendig, da es zu schweren Depressionen kommen kann.

Müdigkeit

Methylphenidat sollte nicht für die Prophy- laxe oder Behandlung von gewöhnlichen Ermüdungszuständen angewendet werden.

Drogenscreening

Dieses methylphenidathaltige Arzneimittel kann zu einem falsch positiven Laborwert für Amphetamine führen, insbesondere bei Verwendung von Immunoassay-Methoden.

Nieren- oder Leberinsuffizienz

Es liegen keine Erfahrungen zur Anwendung von Methylphenidat bei Patienten mit Nie- ren- oder Leberinsuffizienz vor.

Hämatologische Effekte

Die Sicherheit der Langzeitbehandlung mit Methylphenidat ist nicht vollständig bekannt.

Bei Vorliegen einer Leukopenie, Thrombo- zytopenie, Anämie oder anderen Verände- rungen einschließlich der Hinweise auf Nie- ren- oder Lebererkrankungen ist an einen Abbruch der Behandlung zu denken.

Sonstiger Bestandteil: Sucrose

Dieses Arzneimittel enthält Sucrose. Patien- ten mit der seltenen hereditären Fructose- Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorp- tion oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Medikinet adult nicht einnehmen.

Wechselwirkungen

Pharmakokinetische Wechselwirkungen

Es ist nicht bekannt, wie Methylphenidat die Plasmakonzentrationen von gleichzeitig angewendeten Arzneimitteln beeinflussen kann. Daher ist Vorsicht geboten, wenn Methylphenidat mit anderen Arzneimitteln, besonders bei solchen mit enger therapeu- tischer Breite, angewendet wird.

Methylphenidat wird nicht in klinisch rele- vantem Ausmaß von Cytochrom P450 ab- gebaut. Induktoren oder Hemmer des Cyto- chroms P450 haben voraussichtlich keinen relevanten Einfluss auf die Pharmakokinetik von Methylphenidat. Umgekehrt hemmen die d- und l-Enantiomere von Methylpheni- dat das Cytochrom P450 1A2, 2C8, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1 oder 3A nicht in relevantem Ausmaß.

Es liegen jedoch Berichte mit Hinweisen vor, dass Methylphenidat den Metabolismus von Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ, An- tikonvulsiva (z. B. Phenobarbital, Phenytoin, Primidon) und einigen Antidepressiva (trizy- klische Antidepressiva und selektive Seroto- nin-Wiederaufnahme-Inhibitoren) hemmen kann. Bei Beginn oder Absetzen einer Me- thylphenidat-Therapie kann es erforderlich werden, die Dosis dieser Wirkstoffe, die be- reits eingenommen werden, anzupassen und die Wirkstoffkonzentrationen im Plasma zu bestimmen (bzw. bei Cumarin die Koagula- tionszeiten).

Pharmakodynamische Wechselwirkungen Blutdrucksenkende Arzneimittel Methylphenidat kann die antihypertensive Wirkung von Arzneimitteln zur Behandlung von Bluthochdruck abschwächen.

Anwendung mit Arzneimitteln, die den Blut- druck erhöhen

Vorsicht ist geboten, wenn mit Methylphe- nidat behandelte Patienten mit einem an- deren Wirkstoff behandelt werden sollen, der ebenfalls den Blutdruck erhöhen kann (s. a. die Abschnitte zu kardiovaskulären und zerebrovaskulären Erkrankungen in Ab- schnitt 4.4).

Wegen des Risikos einer möglichen hyper- tensiven Krise ist Methylphenidat bei Patien- ten, die (derzeit oder in den vorhergehenden 2 Wochen) mit nicht-selektiven, irreversiblen MAO-Hemmern behandelt werden, kontra- indiziert (siehe Abschnitt 4.3).

Anwendung mit Alkohol

Alkohol kann die ZNS-Nebenwirkungen von psychoaktiven Arzneimitteln einschließ- lich Methylphenidat verstärken. Im Falle von hohen Alkoholkonzentrationen kann das

kinetische Profil in Richtung einer schnell- freisetzenden Darreichungsform verschoben werden. Daher ist es während des Behand- lungszeitraums für die Patienten angebracht, keinen Alkohol zu sich zu nehmen.

Anwendung mit halogenierten Narkotika Während einer Operation besteht das Risiko einer plötzlichen Erhöhung des Blutdrucks. Wenn eine Operation geplant ist, sollte Me- thylphenidat nicht am Tag der Operation angewendet werden.

Anwendung mit zentral wirksamen alpha-2- Agonisten (z. B. Clonidin)

Bei gleichzeitiger Anwendung mit Clonidin wurden schwerwiegende Nebenwirkungen einschließlich des plötzlichen Todes gemel- det. Die Sicherheit der Anwendung von Methylphenidat in Kombination mit Clonidin oder anderen zentral wirksamen alpha-2- Agonisten wurde nicht systematisch unter- sucht.

Anwendung mit dopaminergen Wirkstoffen Bei der Anwendung von Methylphenidat zusammen mit dopaminergen Wirkstoffen einschließlich antipsychotisch wirksamen ist Vorsicht geboten.

Da die Erhöhung der extrazellulären Dop- aminkonzentrationen zu den vorrangigen Wirkungen von Methylphenidat gehört, kann die Substanz zu pharmakodynamischen Wechselwirkungen führen, wenn sie gleich- zeitig mit direkten und indirekten Dopamin- agonisten (einschließlich DOPA und trizykli- schen Antidepressiva) oder mit Dopamin- antagonisten (einschließlich Antipsychotika) verabreicht wird.

Anwendung mit anderen Arzneimitteln Medikinet adult darf nicht zusammen mit H2-Rezeptorenblockern, Antazida oder Pro- tonenpumpen-Inhibitoren eingenommen wer- den, da es dabei zu einer rascheren Freiset- zung der gesamten Wirkstoffmenge kom- men kann.

Schwangerschaft

Schwangerschaft

Daten aus einer Kohortenstudie mit insge- samt etwa 3400 im ersten Trimenon expo- nierten Schwangerschaften deuten nicht auf ein insgesamt erhöhtes Risiko von Geburts- fehlern hin. Die Häufigkeit kardialer Fehlbil- dungen war leicht erhöht (gepooltes adjus- tiertes relatives Risiko 1,3; 95 %-KI: 1,0 – 1,6), entsprechend 3 zusätzlichen Kindern mit kongenitaler kardialer Fehlbildung auf 1000 Frauen, die Methylphenidat im ersten Tri- menon erhalten, im Vergleich zu nicht ex- ponierten Schwangerschaften.

Es liegen Spontanberichte von kardiorespi- ratorischer Toxizität bei Neugeborenen vor, insbesondere wurde von fetaler Tachykardie und Atemnot berichtet.

September 2022

Tierexperimentelle Studien haben nur bei mütterlicherseits toxischen Dosen eine Re- produktionstoxizität gezeigt (siehe Ab- schnitt 5.3).

Methylphenidat wird nicht zur Anwendung während der Schwangerschaft empfohlen, es sei denn, es ist klinisch entschieden, dass eine Verschiebung der Behandlung

ein größeres Risiko für die Schwangerschaft bedeutet.

Stillzeit

Methylphenidat wurde in der Muttermilch von Frauen nachgewiesen, die mit Methyl- phenidat behandelt wurden.

Es ist ein Fall eines Säuglings bekannt, der eine unspezifische Gewichtsabnahme wäh- rend des Anwendungszeitraums entwickel- te, sich nach Absetzen der Methylphenidat- Behandlung durch die Mutter aber erholte und wieder zunahm. Ein Risiko für das ge- stillte Kind kann nicht ausgeschlossen wer- den.

Aus Sicherheitsgründen muss eine Ent- scheidung getroffen werden, ob abgestillt oder die Methylphenidat-Behandlung unter- brochen oder abgesetzt werden soll, wobei der Nutzen des Stillens für das Kind und der Nutzen der Therapie für die stillende Mutter gegeneinander abgewogen werden müs- sen.

Fahrtüchtigkeit

Methylphenidat kann Schwindel, Schläf- rigkeit und Sehstörungen einschließlich Akkommodationsschwierigkeiten, Diplopie und verschwommenes Sehen verursachen. Medikinet adult kann einen mäßigen Ein- fluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fä- higkeit zum Bedienen von Maschinen ha- ben. Patienten sollten vor diesen möglichen Effekten gewarnt werden und beim Auftre- ten dieser Effekte potenziell gefährliche Aktivitäten wie das Führen von Fahrzeugen oder das Bedienen von Maschinen ver- meiden.

Nebenwirkungen

In der nachstehenden Auflistung sind die Nebenwirkungen aufgeführt, die aus klini- schen Studien und als spontane Berichte nach der Zulassung sowohl im Zusammen- hang mit Medikinet adult als auch mit an- deren methylphenidathydrochloridhaltigen Arzneimitteln gemeldet wurden. Sollte sich die Häufigkeit der Nebenwirkungen mit Medikinet adult und anderen methylphenidathydrochloridhaltigen Arznei- mitteln unterscheiden, wird die höchste Frequenz aus beiden Datenbanken ver- wendet.

Häufigkeitsangaben: Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100) Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000) Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Häufig: Nasopharyngitis Gelegentlich: Gastroenteritis

Erkrankungen des Blutes und des Lymph- systems

Sehr selten: Anämie, Leukopenie, Thrombo- zytopenie, thrombozytopenische Purpura Nicht bekannt: Panzytopenie

Erkrankungen des Immunsystems Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktio- nen wie z. B. angioneurotisches Ödem, ana- phylaktische Reaktionen, Ohrschwellung, bullöse (mit Blasenbildung einhergehende) Hauterkrankungen, exfoliative (schuppende) Hauterkrankungen, Urtikaria (Nesselaus- schlag), Juckreiz, Hautausschläge und Erup- tionen

Stoffwechsel- und Ernährungsstörun- gen*

Häufig: Anorexie, verminderter Appetit, mä- ßig verringerte Gewichts- und Größenzunah- me bei längerer Anwendung bei Kindern*

Psychiatrische Erkrankungen*

Sehr häufig: Schlaflosigkeit, Nervosität Häufig: Anorexie, Affektlabilität, Aggression*, Unruhe*, Angst*, Depression*, Reizbarkeit, anormales Verhalten, Bruxismus∞, Panikat- tacken***, Stress***

Gelegentlich: psychotische Störungen*, akustische, optische und taktile Halluzina- tionen*, Wut, Suizidgedanken*, Stimmungs- änderungen, Stimmungsschwankungen, Rastlosigkeit, Weinerlichkeit, Tics*, Ver- schlimmerung von vorbestehenden Tics oder Tourette-Syndrom*, Hypervigilanz, Schlafstörung, Anspannung***

Selten: Manie*, Desorientiertheit, Libidostö- rung

Sehr selten: Suizidversuch (einschließlich vollendetem Suizid)*, vorübergehende de- pressive Verstimmung*, anormales Denken, Apathie, stereotype (krankhaft häufig wieder- holte) Verhaltensweisen, Überfokussierung Nicht bekannt: Wahnvorstellungen*, Denk- störungen*, Verwirrtheitszustand, Logor- rhoe

Es wurden Fälle von Missbrauch und Ab- hängigkeit beschrieben, öfter bei sofort freisetzenden Darreichungsformen.

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: Kopfschmerzen

Häufig: Schwindel, Dyskinesie, psychomo- torische Hyperaktivität, Schläfrigkeit Gelegentlich: Sedierung, Tremor

Sehr selten: Krampfanfälle, choreo-athetoi- de Bewegungen, reversibles ischämisches neurologisches Defizit, neuroleptisches ma- lignes Syndrom (NMS; die Meldungen wa- ren schlecht dokumentiert und in den meis- ten Fällen erhielten die Patienten auch an- dere Wirkstoffe, weshalb die Rolle von Me- thylphenidat unklar ist)

Nicht bekannt: zerebrovaskuläre Erkrankun- gen* (einschließlich Vaskulitis, Hirnblutun- gen, Schlaganfälle, zerebrale Arteriitis, Hirn- gefäßverschluss), Grand-Mal-Anfälle*, Mi- gräne, Dysphemie

Augenerkrankungen

Gelegentlich: Diplopie, verschwommenes Sehen

Selten: Probleme mit der Augenakkommo- dation, Mydriasis, Sehstörungen

Herzerkrankungen*

Häufig: Arrhythmie, Tachykardie, Palpitatio- nen

Gelegentlich: Brustschmerzen Selten: Angina pectoris

Sehr selten: Herzstillstand, Myokardinfarkt Nicht bekannt: supraventrikuläre Tachykar- die, Bradykardie, ventrikuläre Extrasystolen, Extrasystolen

Gefäßerkrankungen*

Häufig: Hypertonie

Sehr selten: zerebrale Arteriitis und/oder Hirngefäßverschluss, periphere Kälte, Ray- naud-Phänomen

Erkrankungen der Atemwege, des Brust- raums und Mediastinums

Häufig: Husten, Rachen- und Kehlkopf- schmerzen

Gelegentlich: Dyspnoe Nicht bekannt: Epistaxis

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Häufig: Bauchschmerzen, Durchfall, Übel- keit, Magenbeschwerden und Erbrechen – Diese treten üblicherweise zu Beginn der Behandlung auf und können durch Einnah- me mit einer Mahlzeit gelindert werden. Mundtrockenheit, Dyspepsie***, Zahnschmer- zen***

Gelegentlich: Verstopfung

Leber- und Gallenerkrankungen Gelegentlich: Anstieg von Leberenzymen Sehr selten: gestörte Leberfunktion, ein- schließlich hepatisches Koma

Erkrankungen der Haut und des Unter- hautzellgewebes

Häufig: Alopezie, Pruritus, Hautausschlag, Urtikaria, Hyperhidrosis**

Gelegentlich: angioneurotisches Ödem, bul- löse Hauterkrankungen, exfoliative Hauter- krankungen

Selten: makulärer Hautausschlag, Erythem Sehr selten: Erythema multiforme, exfoliative Dermatitis, fixes Arzneimittelexanthem

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Häufig: Arthralgie

Gelegentlich: Myalgie, Muskelzucken, Mus- kelverspannungen***

Sehr selten: Muskelkrämpfe Nicht bekannt: Trismus∞

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Gelegentlich: Hämaturie Nicht bekannt: Inkontinenz

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Selten: Gynäkomastie

Nicht bekannt: Menstruationsstörungen, erektile Dysfunktion, Priapismus, verstärkte Erektion und Dauererektion

Allgemeine Erkrankungen und Beschwer- den am Verabreichungsort

Häufig: Pyrexie, Wachstumsverzögerung un- ter längerer Anwendung bei Kindern*, Durst***

Gelegentlich: Brustschmerzen, Müdigkeit Sehr selten: plötzlicher Herztod*

Nicht bekannt: Thoraxbeschwerden, Hyper- pyrexie

Untersuchungen

Häufig: Veränderungen von Blutdruck und Herzfrequenz (meist eine Erhöhung)*, Ge- wichtsabnahme*

Gelegentlich: Herzgeräusch*, erhöhte Le- berenzyme

Sehr selten: erhöhte alkalische Phosphata- se im Blut, erhöhtes Bilirubin im Blut, redu- zierte Thrombozytenzahl, anormale Zahl der weißen Blutkörperchen

* Siehe Abschnitt 4.4

** UAW aus klinischen Studien an erwach- senen Patienten, die mit größerer Häu- figkeit als bei Kindern und Jugendlichen berichtet wurde.

*** Nebenwirkungen aus klinischen Studien mit erwachsenen Patienten, die nicht bei Kindern und Jugendlichen auftraten.

∞ Auf der Grundlage der in ADHS-Studien bei Erwachsenen berechneten Häufig- keit (es wurden keine Fälle in pädiatri- schen Studien berichtet)

Meldung des Verdachts auf Neben- wirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwir- kungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuier- liche Überwachung des Nutzen-Risiko-Ver- hältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, je- den Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medi- zinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt- Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.

Überdosierung

Bei der Behandlung von Patienten mit einer Überdosierung muss auch der verzögert freisetzende Anteil der Methylphenidat-For- mulierung berücksichtigt werden.

Anzeichen und Symptome

Eine akute Überdosierung kann, haupt- sächlich durch eine Überstimulation des zentralen und sympathischen Nervensys- tems bedingt, zu Erbrechen, Erregung, Tre- mor, Hyperreflexie, Muskelzuckungen, Kon- vulsionen (auf die ein Koma folgen kann), Euphorie, Verwirrung, Halluzinationen, Deli- rium, Schwitzen, Flush, Kopfschmerzen, Hy- perpyrexie, Tachykardie, Herzklopfen, kar- dialer Arrhythmie, Hypertonie, Mydriasis und Trockenheit der Schleimhäute führen.

Behandlung

Es gibt kein spezielles Antidot für eine Medikinet adult-Überdosierung.

Die Behandlung besteht aus geeigneten unterstützenden Maßnahmen.

Der Patient muss vor Selbstverletzung und vor äußeren Stimuli geschützt werden, die die bereits vorhandene Überstimulation noch verschlimmern könnten. Wenn die An- zeichen und Symptome nicht zu schwerwie- gend sind und der Patient bei Bewusstsein ist, kann der Magen durch Auslösen von Erbrechen oder durch eine Magenspülung entleert werden. Vor Durchführung der Ma- genspülung müssen Agitiertheit und Anfälle ggf. unter Kontrolle gebracht und die Atem- wege freigehalten werden. Andere Maßnah- men zur Entgiftung des Darms sind die Verabreichung von Aktivkohle und eines Abführmittels. Bei Auftreten einer schweren Intoxikation ist vor Einleitung der Magen- spülung eine sorgfältig titrierte Dosis eines Benzodiazepins zu geben.

Eine intensivmedizinische Versorgung muss gewährleistet sein, um Kreislauf und Atmung aufrecht zu erhalten; bei Hyperpyrexie kann eine äußerliche Kühlung erforderlich sein.

Die Wirksamkeit einer Peritoneal-Dialyse oder extrakorporalen Hämodialyse bei einer

Überdosierung von Methylphenidathydro- chlorid ist nicht nachgewiesen.

Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamik

Pharmakotherapeutische Gruppe: Psycho- analeptika; Psychostimulanzien, Mittel für die ADHD und Nootropika; zentral wirkende Sympathomimetika

ATC-Code: N06BA04

Wirkmechanismus:

Medikinet adult ist ein leichtes ZNS-Stimu- lans mit stärker ausgeprägten Wirkungen auf mentale als auf motorische Aktivitäten. Seine Wirkungsweise beim Menschen ist nicht vollständig geklärt, aber es wird ange- nommen, dass seine Wirkung durch korti- kale Stimulierung und möglicherweise durch Stimulierung des retikulär aufsteigenden Ak- tivierungssystems erfolgt.

Der Wirkmechanismus, durch den Mediki- net adult mentale Veränderungen und Ver- haltensänderungen bewirkt, ist nicht eindeu- tig geklärt, auch gibt es keinen schlüssigen Beweis dafür, wie diese Wirkungen mit dem Zustand des zentralen Nervensystems zu- sammenhängen. Es wird angenommen, dass die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin in die präsynaptischen Neu- ronen blockiert und die Freisetzung dieser Monoamine in den extraneuronalen Raum erhöht wird. Medikinet adult enthält ein razemisches Gemisch aus den d- und l-threo-Enantiomeren von Methylphenidat- hydrochlorid. Das d-Enantiomer ist pharma- kologisch aktiver als das l-Enantiomer.

Medikinet adult wurde in zwei randomisier- ten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studien an erwachsenen Patien- ten untersucht: 363 Patienten wurden in der EMMA-Studie (1) untersucht bei einer Be- handlungsdauer von 24 Wochen. In der QUMEA-Studie (2) wurden 162 Patienten insgesamt 20 Wochen behandelt, wobei nach der 8-wöchigen Doppelblindphase alle Patienten in der offenen Phase für wei- tere 12 Wochen mit Medikinet adult be- handelt wurden. Hauptzielparameter in bei- den Studien war die Abnahme des Score gemäß WRI (Wender-Reimherr-Interview = WRAADS). Messzeitpunkt war Woche 24 (Studie 1) bzw. Woche 8 (Studie 2).

Die Tagesdosis wurde beginnend mit 10 mg täglich in Abhängigkeit von Wirksamkeit und Veträglichkeit in wöchentlichen Schritten in- dividuell titriert (Studie 1) bzw. beginnend mit einer Dosis von 0,5 mg/kg Körpergewicht (Studie 2). Dabei sollte eine Dosis von 60 mg täglich (Studie 1) bzw. 1 mg/kg Kör- pergewicht (Studie 2) nicht überschritten werden. In der ersten Studie war Methylphe- nidat zum Endpunkt durchschnittlich niedri- ger dosiert, 0,55 mg/kg KG (verabreichte Tagesdosis min. 10 mg, max. 60 mg) im Ver- gleich zur zweiten Studie, durchschnittlich 0,9 mg/kg KG (verabreichte Tagesdosis min. 20 mg, max. 120 mg). Eine größere Effekt- stärke für die Studienpopulation insgesamt wurde bei Verabreichung einer höheren durchschnittlichen Dosis (0,9 mg/kg KG) be- rechnet, wie es in der QUMEA-Studie der Fall war. In den klinischen Studien ergaben sich nur eingeschränkte Erfahrungen mit

Tagesdosen über 80 mg täglich, da nur 2 Patienten mit 120 mg/Tag behandelt wur- den.

Dosis-/Geschlechtseffekte

Aufgrund des Ergebnisses der ersten Studie (EMMA) kann nicht ausgeschlossen wer- den, dass es geschlechtsspezifische Unter- schiede im Ansprechen auf Methylphenidat gibt und Frauen eventuell von geringeren Dosen profitieren. In dieser Studie zeigte sich bei Männern Wirksamkeit ausschließ- lich im höchsten Dosisbereich mit MPH

> 0,7 mg/kg KG. Bei Frauen hingegen zeigte sich Wirksamkeit bereits im niedrigen (< 0,3 mg/kg KG) und mittleren Dosisbe- reich (0,3 – 0,7 mg/kg KG). Hinsichtlich der Symptomreduktion zeigte sich bei Frauen in der Hochdosisgruppe kein signifikanter Ef- fekt und bezüglich der Response-Rate eine Wirksamkeit vergleichbar mit niedrigeren Dosisgruppen.

In der zweiten Studie (QUMEA) konnten diese Geschlechtseffekte nicht zuverlässig bestätigt werden, da der niedrige Dosisbe- reich nicht verabreicht wurde, und nur weni- ge Patienten im mittleren Dosisbereich be- handelt wurden. In der Hochdosis-Gruppe war die Response-Rate bei Frauen signifi- kant höher im Vergleich Verum vs. Placebo, bei Männern wurde ein nicht-signifikantes Ergebnis erzielt. Bezüglich des Hauptzielpa- rameters (Reduktion des WRI in Woche 8) wurde sowohl bei Männern als auch Frauen eine signifikante Reduktion des Score im Vergleich zu Placebo erzielt.

Für die Studienpopulation insgesamt liegen folgende Daten vor:

Für die Abnahme des Gesamtscore WRI in der EMMA-Studie in Woche 24 wurde eine Effektstärke von 0,39 und in der QUMEA- Studie in Woche 8 eine Effektstärke von 0,54 berechnet.

Die Responder-Rate in der QUMEA-Studie betrug 44,1 % vs. 18 % (Verum vs. Placebo), p = 0,0004.

Medikinet adult wurde in einer weiteren randomisierten, doppel-blinden, placebo- kontrollierten klinischen Studie (Compari- son of Methylphenidate and Psychotherapy Study - COMPAS-Studie) an 433 erwach- senen Patienten untersucht.

Die Teilnehmer erhielten entweder eine ko- gnitive Verhaltenstherapie in Gruppen oder ein allgemeines klinisches Management mit Einzelangeboten für Beratungsgespräche zusätzlich zur täglichen Gabe von Placebo oder Medikinet adult. Die Behandlung wur- de über insgesamt 52 Wochen durchgeführt. Hauptzielparameter der Studie war die Re- duktion der ADHS Symptomatik, gemessen an der Abnahme des CAARS-O: L score zwischen Baseline und nach 12 Wochen Therapie.

September 2022

Im Ergebnis konnte die Überlegenheit einer Kombination aus Gruppentherapie oder kli- nischem Management mit Medikinet adult im Vergleich zur jeweiligen Kombination mit Placebo im Sinne einer Verbesserung der ADHS-Symptome gezeigt werden.

Die ADHS-Symptome nahmen unter Medi- kinet adult deutlich ab (n = 210; adjusted mean ADHD Index score, 16,2; ES = −0,81) im Vergleich zu Placebo (n = 209; adjusted mean ADHD Index score, 17,9; ES = −0,50). Der Unterschied war signifikant (ADHD In-

dex score Unterschied von Medikinet adult gegenüber Placebo –1,7; 97,5 % CI, −3,0

zu −0,4; 95 % CI, −2,8 zu −0,6; p = 0,003).

Die durchschnittliche Tagesdosis (SD) der 179 mit Medikinet adult behandelten Pa- tienten betrug 48,8 (20,2) mg.

Die COMPAS-Studie zeigte, dass psycho- logische Interventionen unter kontrollierten Bedingungen bei Erwachsenen in der Kom- bination mit Medikinet adult bessere Be- handlungseffekte (über insgesamt 52 Wo- chen) hervorbrachten als in Kombination mit Placebo.

Pharmakokinetik

Resorption

Medikinet adult hat ein Plasmaprofil, das zwei Phasen der Wirkstofffreisetzung zeigt: einen steilen initialen Anstieg ähnlich dem von sofort freisetzenden Methylphenidat- hydrochlorid-Tabletten und einen zweiten Anstieg etwa drei Stunden später, gefolgt von einem allmählichen Absinken.

Erfolgt die Einnahme bei Erwachsenen mor- gens nach dem Frühstück, wird der nicht retardierte Anteil der Hartkapsel rasch gelöst und eine initiale maximale Konzentration nach durchschnittlich 2 Stunden erreicht. Danach wird nach der Magenpassage im Dünndarm Methylphenidathydrochlorid aus dem retardierten Anteil der Hartkapsel frei- gesetzt und trägt zur Ausbildung einer Pla- teauphase über einen Zeitraum zwischen 3 h und 4 h bei, während der die Konzen- trationen nicht unter 75 % der maximal er- reichten Konzentrationen absinken. Der re- sorbierte Anteil von Methylphenidathydro- chlorid bei einmal täglicher Anwendung ist vergleichbar zu dem konventioneller schnell freisetzender Formulierungen, die zweimal täglich gegeben werden.

Medikinet adult vereinigt die Vorteile einer raschen Anflutung mit dem Aufbau einer länger anhaltenden Plateauphase.

Nach einmal täglicher Gabe von Medikinet adult 20 mg nach einem Frühstück wurden folgende pharmakokinetische Parameter er- mittelt:

cmax = 6,4 ng/ml, tmax = 2,75 h, AUCinf = 48,9 ng · h · ml–1 und t½ = 3,2 h

Die Fläche unter der Plasmakonzentrations- kurve (AUC) sowie die maximale Plasma- konzentration sind dosisproportional.

Einfluss von Nahrungsmitteln

Die Einnahme zusammen mit Nahrungs- mitteln mit hohem Fettanteil verzögert die Resorption (tmax) um annähernd 1,5 Stun- den. Ob Medikinet adult mit einer normalen oder kalorienreichen Mahlzeit eingenommen wird zeigt keinen Unterschied in der Biover- fügbarkeit. Der Plasmakonzentrationsverlauf zeigt einen gleichen Verlauf in Bezug auf die Resorption.

Es ist nötig, dass Medikinet adult zu oder nach einer Mahlzeit eingenommen wird. Die Nahrungsmittelaufnahme hat einen Effekt, der eine signifikante und relevante Retardie- rung zeigt. Dies rechtfertigt die Einnahme zusammen mit Nahrungsmitteln. Eine Emp- fehlung bezüglich der Art des Nahrungs- mittels ist nicht notwendig.

Verabreichung des Kapselinhalts geöffneter Kapseln

Die cmax-, tmax- und AUC-Werte des Kapsel- inhalts geöffneter Kapseln sind vergleichbar (bioäquivalent) mit den intakten Kapseln. Daher kann Medikinet adult entweder als ganze Kapsel eingenommen oder der Kap- selinhalt einer geöffneten Kapsel kann auf Apfelmus/Joghurt gestreut unverzüglich ein- genommen und, ohne zu kauen, geschluckt werden.

Alter

Die Pharmakokinetik von Medikinet adult wurde bei Kindern unter 6 Jahren nicht unter- sucht.

Systemische Verfügbarkeit

Aufgrund des ausgeprägten „First-Pass“- Metabolismus liegt die systemische Verfüg- barkeit bei etwa 30 % (11 – 51 %) der Dosis.

Verteilung

Im Blut werden Methylphenidat und seine Metaboliten im Plasma (57 %) und in den Erythrozyten (43 %) verteilt. Methylphenidat und seine Metaboliten haben eine geringe Plasmaprotein-Bindung (10 – 33 %). Das Verteilungsvolumen nach einmaliger intra- venöser Gabe beträgt 2,2 l/kg (2,65 ± 1,1 l/ kg für d-Methylphenidat und 1,8 ± 0,9 l/kg für l-Methylphenidat).

Elimination

Methylphenidat wird mit einer durchschnitt- lichen Halbwertszeit von etwa 2 Stunden aus dem Plasma ausgeschieden. Die durch- schnittliche systemische Clearance nach ein- maliger intravenöser Gabe beträgt 0,565 l/h/ kg (0,40 ± 0,12 l/h/kg für d-Methylphenidat und 0,73 ± 0,28 l/h/kg für l-Methylpheni- dat). Nach oraler Gabe werden etwa 78 – 97 % der Dosis in 48 bis 86 Stunden über den Urin und 1 bis 3 % über Fäzes in metabolischer Form ausgeschieden. Nur eine geringe Menge (< 1 %) unverändertes Methylphenidat ist im Urin auffindbar. Ein Großteil einer intravenösen Dosis (89 %) wird mit dem Urin innerhalb 16 Stunden, wahr- scheinlich ungeachtet des pH-Wertes, als Ritalinsäure mit dem Urin ausgeschieden.

Es gibt scheinbar keine Unterschiede in der Pharmakokinetik von Methylphenidat zwi- schen Kindern mit Hyperkinetischen Störun- gen/ADHS und gesunden erwachsenen Probanden.

Pharmakokinetische Eigenschaften von Me- thylphenidat wurden weder an Kindern unter 6 Jahren noch an Älteren über 65 Jahren erfasst.

Die renale Ausscheidung von Ritalinsäure kann im Falle einer verschlechterten Nieren- funktion verringert sein.

Der Großteil der Dosis wird als 2-Phenyl-2- Piperidyl-Essigsäure (PPAA, 60 – 86 %) mit dem Urin ausgeschieden.

Patientenkategorisierung

Es gibt keine ersichtlichen Unterschiede im pharmakokinetischen Verhalten von Methyl- phenidat bei hyperaktiven Kindern und ge- sunden erwachsenen Probanden.

Eliminationsdaten von Patienten mit norma- ler Nierenfunktion lassen darauf schliessen, dass die renale Ausscheidung von unver- ändertem Methylphenidat bei bestehender Beeinträchtigung der Nierenfunktion, kaum verringert wird. Trotzdem kann die renale Ausscheidung von PPAA verringert sein.

Weblinks
Packungen
Medikinet adult 60 mg 40 Hartkaps. retardiert
Preis
92,26 €
Zuzahlung
9,23 €
Verpackung ist nicht auf der Liste.
10544089
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